Suchttherapie 2011; 12 - PO13
DOI: 10.1055/s-0031-1284663

Pharmakologische Behandlungsstrategien zur Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit – Ergebnisse einer bundesweiten Online-Befragung

AK Hintzen 1, T Hillemacher 2, S Bleich 2, C Wenzel 2
  • 1Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Hannover
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hintergrund: Verglichen mit anderen Psychopharmaka werden Substanzen zur Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit trotz des Nachweises positiver Effekte auf das Rückfallrisiko verhältnismäßig selten eingesetzt. Um diese Beobachtung zu überprüfen, initiierten wir eine deutschlandweite Online-Befragung von Klinikärzten verschiedener Fachrichtungen zu individuellen Therapieentscheidungen bei Alkoholentgiftung und Rückfallprophylaxe. Methodik: Wir konzipierten einen Fragebogen zu pharmakotherapeutischen Aspekten während der Alkoholentgiftung und zur Rückfallprophylaxe verschickten diesen an 1213 Adressaten. Für die Befragung und Auswertung verwendeten wir eine Online-Befragungssoftware (EFS Survey, Unipark). Die Zielgruppe waren sämtliche Kliniken in Deutschland, die gemäß Deutsches Krankenhaus Verzeichnis Alkoholentgiftungen durchführen. Ergebnisse: Die Beendigungsquote der Umfrage betrug 11,5% (n=141). Eine medikamentöse Rückfallprophylaxe nach erfolgter Entgiftungsbehandlung setzen lediglich 13,5% (n=19) der Befragten an. Dabei werden Acamprosat, Disulfiram und Naltrexon am häufigsten verwendet. Weitaus seltener werden Baclofen, Topiramat oder „Sonstige“ Medikamente zur Rückfallprophylaxe eingesetzt. Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Medikamente zur Alkoholrückfallprophylaxe immer noch sehr selten eingesetzt werden. Die möglichen Gründe für diesen Trend werden im Einzelnen diskutiert. Eine derartige Befragung von Klinikärzten bezüglich der Verschreibungspraxis dieser Substanzen wurde unserem Wissen nach bisher nicht in Deutschland durchgeführt.