Suchttherapie 2011; 12 - PO34
DOI: 10.1055/s-0031-1284684

Spritzentauschprogramme zur Prävention von Infektionskrankheiten bei i.v. Drogenkonsumenten in Deutschland – eine Bestandsaufnahme

S Flöter 1, H Küfner 1, T Pfeiffer-Gerschel 1
  • 1IFT Institut für Therapieforschung, München

Hintergrund: Zu den bedeutendsten Maßnahmen zur Prävention von Gesundheitsschäden bei i.v. Drogenkonsumenten zählen sog. Spritzentauschprogramme (STP). In Deutschland liegen kaum systematische Informationen zur Verbreitung, Ausgestaltung oder Qualität entsprechender Angebote vor. Ziel des vorgestellten Projekts war daher eine Bestandsaufnahme vorhandener Maßnahmen und Vorgehensweisen in Deutschland. Methoden: Es wurde der Weg über die Versorgungsstrukturen gewählt. Auf Bundes- und Länderebene wurden Experten auf verschiedenen Handlungsebenen befragt. Zusätzlich wurden bei einer nicht-repräsentativen Stichprobe von N=55 Einrichtungen direkt Informationen zum vorhandenen Angebot erhoben. Ergebnisse: Die vorliegenden Daten zu Verfügbarkeit, Verbreitung, Anbietern, Einrichtungstypen und Bewertung von STP werden in einer Übersicht dargestellt. Aus der befragten Einrichtungsstichprobe werden Daten zur Finanzierung, zu Abgabeformen und abgegebenen Utensilien dargestellt. Diskussion: Auffallend ist, dass aus einem erheblichen Teil der Länder nur wenig konkrete Angaben zur Versorgungslage vorliegen. Offensichtlich ist das Wissen hinsichtlich der Verfügbarkeit entsprechender Angebote eher bei den Leistungserbringern vorhanden. Es zeigt sich außerdem, dass STP neben der Suchthilfe auch von anderen Institutionen angeboten werden (z.B. AIDS-Hilfe, Gesundheitsämter). Insgesamt wird die Versorgungslage nur von wenigen Experten als ausreichend bewertet. Bei den Informationen auf Einrichtungsebene wird deutlich, wie heterogen sich das Angebot von STP darstellt. Für eine Bestandsaufnahme, die verlässliche Aussagen für ganz Deutschland erlaubt, wäre eine direkte Befragung aller oder zumindest einer repräsentativen Stichprobe von Einrichtungen mit STP wünschenswert. Um eine fundierte Bewertung des vorhandenen Angebots vornehmen zu können, wären außerdem eine verlässliche Schätzung der Anzahl injizierender Drogenkonsumenten, sowie die Einbeziehung der Nutzerperspektive notwendig.