Suchttherapie 2011; 12 - PO61
DOI: 10.1055/s-0031-1284710

Ambulante trauma-orientierte Psychotherapie mit substituierten Drogenabhängigen

A Koshal 1
  • 1Praxis für Psychotherapie Bonn, Bonn

Inzwischen belegen zahlreiche Studien, z.B. Schmidt (2000), Langeland et al. (2006), Felitti (2003) etc., dass Zusammenhänge zwischen der Entstehung einer Suchterkrankung und Traumatisierungen in Kindheit und Jugend bestehen. Ausgehend von der Selbstmedikationshypothese von Khantzian et al., (1985), die besagt, dass suchtmittelabhängige Menschen zur Linderung von „unerträglichen innerpsychischen Zustände“ diverse Suchtmittel einsetzen, ist es nachvollziehbar, dass diese „unerträglichen Zustände“ ebenfalls einer adäquaten Behandlung bedürfen, damit die „Selbstmedikation“ nicht mehr notwendig ist. Sowohl die Trauma- als auch die Hirnforschung haben inzwischen auf neurobiologischer Basis nachgewiesen, dass durch starke emotionale Belastungen in Kindheit und Jugend innerpsychisch ein hoher Stresspegel entsteht, der sich in diversen chronischen Übererregungssymptomatiken äußern kann. Bei traumatisierten Menschen ist außerdem die interne Stressverarbeitung grundlegend beeinträchtigt, wodurch es zu spontan auftretenden emotionalen „Ausbrüchen“ kommen kann. Wie komplex die gesamte Problematik ist, wird deutlich, wenn ein substituierter Drogenabhängiger vor einer psychotherapeutischen Behandlung zuerst einmal entgiften muss. Fallen die dämpfenden Substanzen fort, treten nicht nur die Nachwirkungen der entgifteten Substanz zu tage, sondern auch die „gedeckelten“ Symptome der Traumafolgestörungen. Dies ist in der Regel emotional eine Überforderung für den abhängigen Menschen und endet erfahrungsgemäß oft genug in einem Rückfall. Von daher ist es ausgesprochen wichtig, bei der Behandlung traumatisierter, suchtkranker Menschen, die Erkenntnisse der Psychotraumatologie zu berücksichtigen und z.B. affektregulierende Verfahren in Therapie mit einzubeziehen. Die Erfahrungen aus über 15 Jahren psychotherapeutischer Behandlung von substituierten Drogenabhängigen verdeutlichen, Psychotherapie mit Substituierten ist sowohl möglich, als auch ausgesprochen sinnvoll.

Literatur: Sebastian Schmidt "Prävalenz sexuellen Kindesmißbrauchs bei Opiatabhängigen", 2000, Verlag für Wissenschaft und Bildung Angelika Koshal "Psychotherapie mit substituierten Drogenabhängigen", S. 85-88, in Poehlke et al. "Suchtmedizinische Versorgung - Drogen", 2000, Springer-Verlag Dieter Kunzke "Sucht und Trauma", 2008, Psychosozial-Verlag Christel Lüdecke et al. "Sucht - Bindung - Trauma", 2010, Schattauer Verlag