Dialyse aktuell 2011; 15(06): 323
DOI: 10.1055/s-0031-1284777
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Shuntarm während der Dialyse – Abdecken oder nicht?

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Publication Date:
25 July 2011 (online)

 

Quelle: Düringer C, Neuendorff U. Hautkontamination von Punktionsstellen bei Dialyse-Shunts – Ein Vergleich zweier Vorgehensweisen. Krh-Hyg + Inf Verh 2011; 32: 178–183

Thema: "Shuntarm während der Dialyse – abdecken oder nicht?" Dieser an Hygienebeauftragte immer wieder gestellten Frage wurde mittels einer kleinen Studie an 10 Patienten nachgegangen.

Projekt: Hierzu wurde die Keimbesiedlung der Punktionsstelle bei den gleichen Patienten vor und nach der Desinfektion und mit und ohne Abdeckung der Punktionsstelle während der Dialyse gemessen (Cross-over-Design). Dabei teilten Düringer und Neuendorff 8 Männer und 2 Frauen in 3 Gruppen zur beobachteten Körperhygiene ein (sehr gepflegt, gepflegt, weniger gepflegt) und spiegelten nach Angaben der Autoren einen repräsentativen Querschnitt der Patienten des Zentrums wieder. Die Dialysezeit lag zwischen 4 und 5 Stunden und kann damit auch als typisch bezeichnet werden.

Ergebnisse: Dabei stellte sich heraus, dass die Keimbesiedlung höher war, wenn der Shuntarm während der Behandlung nicht abgedeckt wurde. Die nachgewiesenen Bakterien wurden nicht differenziert. Im Schnitt hatten die weniger gepflegten Patienten (n = 4) höhere Keimzahlen vor der Desinfektion, jedoch hinterher nicht mehr.

Sowohl mit als auch ohne Abdeckung traten nach der Behandlung hohe Werte bis 895 Keime pro 25 cm2 auf. Wurden diese wenigen Ausreißer eliminiert, ergab sich im Mittel ohne Abdeckung eine Keimzahl von 94 Bakterien pro cm2, mit Abdeckung dagegen eine Bakterienzahl von 18 pro cm2.

Fazit: Eine Literaturrecherche der Autoren hatte keine eindeutige Aussage für eines der beiden Verfahren ergeben. Aufgrund ihrer Ergebnisse kommen die Autoren zu dem Schluss, dass es sinnvoller ist, den Shuntarm während der Behandlung abzudecken. Sie räumen aber auch ein, dass die Keimzahl für sich genommen noch keine Aussage zur Infektionsgefahr erbringt und dass Studien mit einer größeren Patientenzahl zur Klärung der Frage notwendig sind.

Schlüsselwörter: Shuntarm – Kontamination – Hautdesinfektion – Punktionsstelle – Dialyse

PD Dr. habil. Andreas Schwarzkopf, Bad Bocklet

Kommentar

Diese kleine Studie hätte noch gewonnen, wenn auch die Keimarten bestimmt worden wären. Dennoch empfehle auch ich eine Abdeckung. Dies ist besonders sinnvoll bei Patienten mit MRE-Besiedlung (MRE: multiresistente Erreger) des Nasen-Rachen-Raums, somit also auch im Rahmen der funktionellen Isolierung. Zur Abdeckung sollte man, wie von den Autoren empfohlen, sterile Kompressen (fixiert mit unsterilem Pflaster) nutzen.

PD Dr. habil. Andreas Schwarzkopf, Bad Bocklet