Z Gastroenterol 2011; 49 - V63
DOI: 10.1055/s-0031-1285199

Die Effektivität der neoadjuvanten Radiochemotherapie im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie beim Adenokarzinom des Ösophagus: Eine Multicenter-Studie

D Vallböhmer 1, 2, 3, F Augustin 2, E Bollschweiler 1, S DeMeester 2, T DeMeester 2, W Hofstetter 4, J Salo 5, W Schröder 1, B Smithers 6, AH Hölscher 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie; Universität zu Köln, Köln, Germany
  • 2Department of Surgery, University of Southern California, Los Angeles, United States
  • 3Department of Surgery, MD Anderson, University of Texas,, Houston, United States
  • 4Department of Surgery, MD Anderson, University of Texas, Houston, United States
  • 5Department of Surgery; University of Helsinki, Helsinki, Finland
  • 6Department of Surgery, University of Queensland, Brisbane, Australia

Einleitung: In die Therapie lokal fortgeschrittener Adenokarzinome des Ösophagus sind multimodale Behandlungsansätze aufgenommen worden, da die Prognose von Patienten nach alleiniger chirurgischer Therapie schlecht ist. Während einige Zentren eine neoadjuvante Radiochemotherapie (RCT) favorisieren, bevorzugen andere eine alleinige präoperative Chemotherapie (CT).

Ziel: Das Ziel dieser Multicenter-Studie war es, die Effektivität der neoadjuvanten Radiochemotherapie im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie hinsichtlich histopathologischer Response-Rate, Rezidivhäufigkeit und Überleben in der multimodalen Therapie des Ösophaguskarzinom zu evaluieren.

Methodik: In die Studie wurden 786 Patienten (708Männer, 78 Frauen, medianes Alter 62 Jahre) mit lokal fortgeschrittenem Adenokarzinom des Ösophagus (cT2–4NxM0) aus 5 internationalen Zentren inkludiert, die sich zwischen 01/1999 und 12/2008 einer multimodalen Therapie unterzogen. Alle Patienten erhielten eine neoadjuvante Radiochemotherapie (n=626) oder alleinige Chemotherapie (n=160) mit anschließender Ösophagektomie. Folgende Parameter wurden analysiert:

1. histopathologische Response-Rate;

2. Rezidivhäufigkeit;

3. Überleben.

Ergebnisse: Die histopathologische Response-Rate war signifikant höher bei Patienten, die sich einer kombinierten Radiochemotherapie unterzogen im Vergleich zur alleinigen präoperativen Chemotherapie (17,3% vs. 5,6%, p<0,0001). Dagegen war die Tumorrezidivrate bei den beiden Therapieformen nicht signifikant unterschiedlich (RCT 41,1% vs. CT 46,9% p=n.s.). Interessanterweise war das Gesamtüberleben nach Ösophagektomie für alle Studienpatienten mit alleiniger Chemotherapie signifikant länger (41,9 Monate vs. 31,5 Monate; p=0,045), wobei dieser Überlebensvoreteil nicht bei Patienten mit einem Stadium IIb/III nachgewiesen werden konnte (RCT 26,4 Monate vs. CT 28,2 Monate; p=1,0).

Schlussfolgerung: Die neoadjuvante Radiochemotherapie weist im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie eine höhere Rate an histopathologischer Response auf aber auch ein schlechteres Gesamtüberleben. Dabei scheint die neoadjuvante Chemotherapie vor allem bei früheren Tumorstadien (Stadium IIa) einen Stellenwert zu haben, bei fortgeschrittenen Tumoren (Stadium IIb/III) sollte jedoch die Radiochemotherapie bevorzugt werden.