Z Gastroenterol 2011; 49 - P087
DOI: 10.1055/s-0031-1285359

Zelluläre Immunantwort auf MSI-induzierte Frameshift-Mutationen bei Patienten mit CED und Langzeit-Immunsuppression

F Kühn 1, J Emmrich 2, M Krohn 1, E Klar 1, M Linnebacher 1
  • 1Chirurgische Klinik der Universität Rostock, Allgemeine-, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Rostock, Germany
  • 2Zentrum für Innere Medizin der Universität Rostock, Gastroenterologie, Rostock, Germany

Einleitung: Organtransplantationen sowie die sich anschließende Immunsuppression erhöhen das Risiko für die Entstehung von Hautkrebs und Lymphomen. Auch konnte ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer AML sowie ein Zusammenhang mit einer Immunsuppression durch Azathioprin gezeigt werden. Langzeit-Azathioprintherapie führt demnach zur Selektion therapieresistenter „Mismatch Repair„ (MMR)-defizienter Zellklone. Eine Defizienz des MMR-Systems erhöht deutlich die spontane Mutationsrate, was wiederum in einer Mikrosatelliteninstabilität (MSI) resultiert. Die durch MMR-Defizienz entstandenen Frameshift-Mutationen kodieren für hoch immunogene Antigene, sog. Frameshift-Peptide (FSPs).

Ziel: Da Azathioprin heute weniger nach Transplantation, sondern immer häufiger bei chronisch entzündlichen Erkrankungen eingesetzt wird, soll die T-zelluläre Immunantwort auf eine Immunsuppression mit Azathioprin bei nicht transplantierten Patienten ohne Krebserkrankung untersucht werden.

Methodik: Die FSP-spezifische T-Zellantwort wurde bei Patienten mit CED und Langzeit-Azathioprintherapie (n=18) mittels „Enzyme-linked Immunospot„ (ELISpot) gemessen. Die Anzahl FSP-spezifischer, Interferon (IFN)-sezernierender T-Zellen gegenüber 14 Mikrosatelitten-enthaltenden FSPs wurde durch ELISpot-Analyse quantifiziert. Der ELISpot wurde mit monoklonalem anti-humanem IFN-Maus-Antikörper auf 96-Well-Nitrozelluloseplatten durchgeführt.

Ergebnis: Isolierte T-Zellen von Patienten mit CED und Immunosuppression durch Azathioprin erkannten spezifisch MSI-induzierte FSPs in 13 von 18 (72%) Patienten und zeigten eine deutliche Reaktivität durch vermehrte IFN-Sekretion. Im Vergleich hierzu zeigte keiner der 20 Kontrollpersonen eine Reaktivität. Die mediane Erkrankungsdauer der Patienten lag bei 8,5 Jahren und die durchschnittliche Dauer der Azathioprintherapie bei 42 Monaten.

Schlussfolgerung: Langzeit-Immunsuppression mit Azathioprin zeigte bei der Mehrzahl der Patienten mit CED eine verstärkte Immunantwort bezüglich MSI-induzierter Frameshift-Mutationen. Der ELISpot dient als sensitiver Test zur Detektion dieser Frameshift-Mutationen. Die Ergebnisse und mögliche Folgen, wie z.B. eine vermehrte Tumorformation, werden im Verlauf durch größere Patientenzahlen und kinetisch durch Zweitmessungen geprüft.