Z Gastroenterol 2011; 49 - P210
DOI: 10.1055/s-0031-1285481

Lokale Antibiotikumapplikation gegen Wundinfektionen in der Darmchirurgie? – Ergebnisse einer randomisierten, doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie

J Pochhammer 1, S Zacheja 1, M Schäffer 1
  • 1Marienhospital Stuttgart, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Stuttgart, Germany

Einleitung: Wundinfektionen bilden in der kolorektalen Chirurgie den größten Anteil an der perioperativen Morbidität. Die lokale Applikation von Antibiotika kann die Häufigkeit von Wundinfektionen reduzieren, wobei die Wirksamkeit vom Kontaminationsgrad der Wunde abhängt.

Ziele: Ziel dieser Studie ist zu überprüfen, ob die lokale Anwendung von Antibiotikaträgern die Anzahl von Wundheilungsstörungen in der laparoskopisch assistierten Koloraktalchirurgie reduzieren kann. Methodik: In einer randomisierten, doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie wurden Patienten eingeschlossen, die im Zeitraum 7/2008 bis 7/2010 eine laparoskopisch assistierte Rechtshemikolektomie, Sigma- oder Rektumresektion erhielten. In der Therapiegruppe 1 wurde ein Gentamycin-beschichteter Kollagenschwamm, in der Kontrollgruppe 2 ein unbeschichteter Kollagenschwamm, in der Placebogruppe 3 kein Schwamm subkutan implantiert. Primärer Endpunkt war die sekundäre Wundheilung, eine Nachuntersuchung erfolgte nach 30 Tagen.

Ergebnis: 292 Patienten wurden eingeschlossen, 100 Pat. mit Gentamycin, 94 Pat. mit Kollagen und 98 Pat. ohne Implantat behandelt. Die OP-Verfahren und postoperativen Verläufe waren in den Gruppen gleichverteilt. Nachuntersucht nach 30 Tagen wurden 282 Pat. Eine offene Wundbehandlung war bei 33 Pat. (11,7%) erforderlich. Die Häufigkeiten der sekundären Wundheilung betrugen 9,6% in der Gruppe 1 und jeweils 12,8% in den Gruppen 2 und 3. Ein signifikanter Unterschied bestand nicht. Bei Patienten mit laparoskopisch assistierter Rechtshemikolektomie (n=59) kam es häufiger zu Wundheilungsstöungen. Die Häufigkeiten betrugen 22,2% in der Gruppe 1, 33,3% resp. 45,0% in den Gruppen 2 bzw. 3 (Gruppe 1 vs. 3: p=0,13).

Schlussfolgerung: Die subkutane Implantation eines Gentamycin-beschichteten Kollagenschwammes erzielt keine statistisch signifikante Reduktion der Wundinfektionsraten nach laparoskopischer kolorektaler Chirurgie. Für die Subgruppe der laparoskopisch assistierten Rechtshemikolektomien zeigt sich ein Trend zum Nutzen der Antibiotikumapplikation, so dass weitere klinische Studien in einem größeren Patientenkollektiv erforderlich sind.