Z Gastroenterol 2011; 49 - P295
DOI: 10.1055/s-0031-1285566

Risikofaktoren für die Rezidiventstehung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) nach orthotoper Lebertransplantation in einem großen deutschen Kollektiv

I Niederle 1, MA Wörns 1, S Koch 1, M Hoppe-Lotichius 2, C Düber 3, M Schuchmann 1, PR Galle 1, G Otto 2, A Weinmann 1
  • 1Universitätsmedizin Mainz, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
  • 2Universitätsmedizin Mainz, Transplantationschirurgie, Chirurgie von Leber, Gallenwegen, Pankreas, Mainz, Germany
  • 3Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Mainz, Germany

Einleitung: Bei Patienten mit HCC kommt es nach potentiell kurativer Lebertransplantation (LTX) in 8–20% der Fälle zu einem Rezidiv (Rez) mit zumeist extrahepatischen Metastasen.

Ziele: Analyse der Risikofaktoren für das Auftreten eines HCC-Rezidivs nach LTX

Methodik: Retrospektive Datenanalyse der an unserem Zentrum zwischen 1998 und 2009 bei HCC transplantierten Patienten mit gesichertem Rezidiv

Ergebnis: 178 Patienten wurden im beobachteten Zeitraum transplantiert (medianes Alter 58,1 Jahre;133 ♂ /45 ♀). Hauptätiologien waren alkoholische Lebererkrankung (30,0%), HCV (34,8%) und HBV (21,3%). Medianer (med) Beobachtungszeitraum ab LTX war 34 Monate. Bei 27 Patienten (17 ♂, 10 ♀, med Alter 58,2 Jahre) wurde ein Rezidiv gesichert, Rezidivrate war somit 15,2%. Alter, Geschlechtsverteilung und Ätiologien unterschieden sich in den Gruppen mit und ohne Rezidiv nicht.

Risikofaktoren für das Auftreten eines Rezidivs waren AFP >400ng/ml bei LTX (Gruppe ohne Rez: 3,3%, Gruppe mit Rez: 22,2%), höheres Grading (ohne Rez: G1/G2/G3 15/45/15%, mit Rez: 0/52/37%) und Nicht-Erfüllung der Mailand-Kriterien (ohne Rez: 25%, mit Rez: 52%). Außerdem bestanden in der Gruppe mit Rezidiv signifikant höhere Serumwerte für AFP und Bilirubin zum Zeitpunkt der LTX, sowie für das minimale AFP nach LTX. Med Wartezeit von Diagnose bis LTX (10,1 Monate vs. 7,7 Monate) bzw. med Zeit auf der Warteliste (7,1 Monate vs. 6,0 Monate) waren in der Rezidiv-Gruppe signifikant länger. TACE während der Wartezeit erbrachte keinen Unterschied in der Rezidivwahrscheinlichkeit, im Fall einer durchgeführter TACE ging aber eine größere Anzahl an TACE-Therapien mit einer verminderten Rezidivrate einher. Tumorgröße, UCSF-Kriterien, komplette Tumornekrose im Explantat, vorangegangene Leberteilresektion und mikrovaskuläre Invasion beeinflussten die Rezidivhäufigkeit nicht.

Schlussfolgerung: Potentiell beeinflussbare Faktoren für die Vermeidung eines Rezidivs waren insbesondere lange Wartezeiten und Nicht-Beachtung der Mailand-Kriterien. AFP >400ng/ml und höheres Grading (G2/G3) waren ebenfalls Risikofaktoren für das Auftreten eines Rezidivs. In der Gruppe mit Rezidiv zeigten sich höhere Serumwerte von Bilirubin bei LTX und minimalem AFP nach LTX, hier existieren jedoch bisher keine Schwellenwerte.