Z Gastroenterol 2011; 49 - P412
DOI: 10.1055/s-0031-1285683

Klinische Behandlungspfade als Hilfe im Zertifizierungsprozess

E Allemeyer 1, 2, M Hoffmann 1
  • 1Raphaelsklinik, Klinik für Allgemein- u. Viszeralchirurgie, Münster, Germany
  • 2Raphaelsklinik, Sektion Proktologie, Münster, Germany

Hintergrund: Es besteht ein starker Trend zur Zertifizierung von Organzentren. Vorteile für die Patientenversorgung sollen durch Erfüllung von Mindestmengen, ein strukturiertes Qualitäts- und Sicherheitsmanagement sowie die Selbstkontrolle durch Langzeitbeobachtung der eigenen Behandlungsergebnisse erreicht werden. Inzwischen bewegen sich Patientenströme durch Selbst- oder Fremdlenkung in Richtung zertifizierter Leistungsanbieter. Für zukunftsorientierte Krankenhäuser ergibt sich somit ein hoher Innovationsdruck. Es soll analysiert werden, ob in dieser Situation eines spezifischen Leistungsdruckes die Anwendung von Klinikpfaden eine Hilfe im Zertifizierungsprozess ist.

Methode: In einer Prozess- und Strukturanalyse werden Merkmale von Klinikpfaden mit den Anforderungen im Zertifizierungsprozess (Deutsche Krebsgesellschaft, DKG, und Deutsche Gesellschaft für Allgemein- u. Viszeralchirurgie, DGAV) verglichen.

Ergebnisse:

1. Durch die interdisziplinäre Entwicklung eines Behandlungspfades entstehen Kooperationsstrukturen, die von wesentlichen Zertifizierungsgremien (DKG, DGAV u.a.) als Bedingung für die Zentrumsbildung angegeben werden.

2. Für die Erstellung eines Klinikpfades wird als Ergebnis der interdisziplinären Kommunikation ein stringentes Behandlungskonzept festgelegt, welches neben lokalen Gegebenheiten wissenschaftlich anerkannte Leitlinien berücksichtigt.

3. In Klinikpfaden werden Ausführende, Inhalt und Erfolgskontrolle für den Behandlungsablauf angegeben. Genau diese Vorgaben gelten auch für die Zertifizierung von Organzentren. Somit bestehen weitreichende Übereinstimmungen im Wesen der Klinikpfade und der aktuell stark gefragten Zertifizierungsprozesse. Entsprechend dieser Einschätzung zeigte sich in der vorliegenden Prozessanalyse in zwei Zertifizierungabläufen (Darmkrebszentrum, Pankreaszentrum) an unterschiedlichen Krankenhäusern der Schwerpunktversorgung, dass die interdisziplinäre Entwicklung eines Behandlungspfades bereits am Anfang des Zertifizierungsprozesses hilfreich ist. Für die Aufrechterhaltung der Kommunikationsstrukturen (Tumorboard, Qualitätszirkel, Fortbildungen) ist der Behandlungspfad im weiteren Verlauf nützlich, indem hieran Argumentationen im Behandlungskonzept strukturiert und gestützt werden. Im Zertifizierungsaudit wurden schließlich die Existenz und die Qualität eines Behandlungspfades positiv gewertet.

Schlussfolgerungen: Klinische Behandlungspfade und Anforderungen der gängigsten Zertifizierungsverfahren haben weitgehende Struktur- u. Prozessübereinstimmungen. Die Anwendung von Klinikpfaden kann im gesamten Zertifizierungsprozess eine Hilfe sein.