Suchttherapie 2011; 12(03): 100
DOI: 10.1055/s-0031-1285971
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie unterwegs – Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen

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Publication Date:
10 August 2011 (online)

 

Am 10. und 11. März 2011 fand an der Deutschen Sporthochschule Köln (SpoHo) mit über 170 Teilnehmern die 4. Jahrestagung des "Interdisziplinären Arbeitskreises Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen" statt.

Die von der SpoHo in Kooperation mit der Psychosomatischen Klinik Bergisch Gladbach organisierte Tagung wurde von Herrn Dr. Deimel, SpoHo, eröffnet. Herr Schneck, Zwiefalten, Koordinator des Arbeitskreises, skizzierte Geschichte, Entwicklung und Zielsetzung des Arbeitskreises, Herr Dr. Kuhlmann, Bergisch Gladbach, unterstrich die Zusammenarbeit zwischen Versorgungsforschung und -praxis.

Herr Prof. Hölter, Dortmund, umriss den aktuellen Stand der Leitlinienentwicklung für psychosoziale Therapien, formale Kriterien des Leitlinienprozesses und die gegenwärtige Fachdiskussion. Frau Degener, TU Dortmund, referierte über Bewegungstherapie (BWT) bei Borderline-Störungen und skizzierte therapeutische Herausforderungen, um Spannungs- und Emotionsregulation sowie Körperwahrnehmung zu verbessern im Rahmen eines mehrdimensionalen Ansatzes. Frau Dr. Alexandridis, Klinik am Roseneck, sprach über Integration psychotherapeutischer Aspekte in die BWT bei Adipositas mit dem Ziel einer längerfristigen, über reine Gewichtsreduktion hinausgehender Lebensstiländerung. Frau PD Dr. Norra, Universität Bochum, trug Studienergebnisse zur BWT bei schizophrenen Störungen im Spannungsfeld von Kernstörungen, Nebenwirkungen der antipsychotischen Behandlung und bewegungstherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten vor.

Frau Dr. Einsiedl, Langen, trug den aktuellen Diskussionsstand der AG "BWT bei schizophrenen Erkrankungen" vor und skizzierte das Spannungsfeld zwischen guten Inhouse-Standards und noch fehlenden bundesweiten Standards. Ein Leitfaden ist in Arbeit, eine Publikation in Vorbereitung. Die AG "BWT und Suchterkrankungen" wurde von Herrn Stürmer, Wied, für die medizinische Rehabilitation und Herrn Niggehoff, Bergisch Gladbach, für die qualifizierte Akutbehandlung vorgestellt. Seitens der Rentenversicherung gibt es für die BWT enge strukturelle Anforderungen (Dauer der Behandlungsangebote, Funktionsdiagnostik etc.). In der Akutbehandlung ist BWT sehr unterschiedlich, je nach Konzept modulartig organisiert, um spezifische Zielgruppen zu erreichen oder über heterogene Bezugsgruppen mit Fokus auf gruppendynamische Prozesse. Der Diskussionsstand eines Praxisleitfadens zu Diagnostik und Indikation ist erheblich vorangekommen.

Am 2. Tag unterstrich der Direktor der SpoHo, Herr Prof. Tokarski, in seinem umfangreichen Grußwort die Bedeutung der Sporttherapie im ambulanten, akutstationären und Reha-Setting auch für psychische Erkrankungen und forderte eine verstärkte Integration der Sporttherapie in Versorgungsforschung und -praxis.