Hintergrund: BRCA-1 hat neben seinen bekannten Funktionen im Rahmen der DNA-Reparatur eine wichtige
Rolle bei der Differenzierung der Zellen des Brustdrüsen-Epithels. BRCA-1-Mutationen
und die Inaktivierung des BRCA-1 Proteins führen zur Akkumulation von unreifen Progenitorzellen
und dem typischen undifferenzierten basal-like Phänotyp BRCA1 assoziierter Mammakarzinome.
Die Balance zwischen terminaler Differenzierung einer individuellen Zelle und der
Zellproliferation setzt eine intakte Ausbildung von Zell-Zell-Kontakten und Regulation
der Bindung von Mikrotubuli an den Zentrosomen voraus, woran eine Vielzahl sog. mikrotubulus-assoziierter
Proteine (MAP) wie z.B. der Hyaluronsäurerezeptor (RHAMM) und sein Hauptaktivator
Aurora Kinase (AURKA) beteiligt sind. Es konnte gezeigt werden, dass ein Gleichgewicht
zwischen BRCA-1 abhängiger Degradation und AURKA-vermittelter Phosphorylierung von
RHAMM erforderlich ist, um zwischen Differenzierung im Sinne von polarer Ausrichtung
und Ausbildung von Zell-Zell-Kontakten versus Proliferation regulieren zu können.
Hypothese: Der genomische Verlust von BRCA-1 bzw. inaktivierende BRCA-1 Mutationen führt zu
einer Dysregulation von Expression und/oder Aktivierung von RHAMM und AURKA in vitro
und in-vivo.
Material und Methoden: FFPE-Gewebe von 1. differenzierten, 2. triple-negativen (TN) sporadischen (brca1wt) und 3. Mammakarzinomen (MC) von BRCA-1 Mutationsträgerinnen wurden immunhistochemisch,
HCC1937 (brca1-/-) und HCC1937 BRCA1-Transfektanten (BRCA1+) wurden immunzytologisch und mittels Western-Blot-Analyse
bzgl. RHAMM, p(T703)RHAMM und AURKA Expression untersucht.
Ergebnisse: In brca1-/- HCC1937 Zellen war eine starke Expression von p(T703)RHAMM an der Kernmembran gegenüber
einer schwächeren und gleichmäßigen nukleären Verteilung des pRHAMM in HCC1937/BRCA1-Transfektanten
(brca1wt) nachweisbar. Entsprechend fand sich eine hohe pT703-RHAMM Expression in 58% (n=11) und 50% (n=4) der Tumoren der BRCA-1-Mutationsträgerinnen bzw. sporadischen TN Tumoren jedoch
nur in 30% (n=10) der sporadischen ER-positiven Tumoren. Der RHAMM-Hauptaktivator AURKA war geringer
in BRCA1(-/-) als in den anderen beiden MC, die in etwa der Hälfte der Fälle eine
mittelstarke bis starke AURKA Expression zeigten, exprimiert. RHAMM Expression war
stärker in TNBC als in MC von Mutationsträgerinnen, in differenzierten MC dagegen
schwach.
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse sprechen für eine BRCA1-abhängige Expression und Lokalisation des
phosphorylierten RHAMM und belegen damit den Einfluss von BRCA1 auf die Mikrotubuli-Organisation
in vitro und in-vivo.