Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - O_5
DOI: 10.1055/s-0031-1286460

Expression des embryonalen Stammzell-Faktors SOX2 in serösen Ovarialkarzinomen

TN Fehm 1, AD Hartkopf 1, D Pham 2, V Scheible 2, C Lengerke 3, S Perner 2, R Rothmund 1, H Neubauer 1, A Staebler 2
  • 1Department of Obstetrics and Gynecology, University of Tuebingen, Tuebingen, Germany
  • 2Department of Pathology, Tuebingen, Germany; Department of Pathology, Tübingen, Germany
  • 3Department of Internal Medicine, Tuebingen, Germany; Institute of Pathology, Tuebingen, Germany

Fragestellung:

SOX2 ist ein wichtiger Transkriptionsfaktor für die Aufrechterhaltung der Pluripotenz embryonaler Stammzellen und wird von verschiedenen Karzinomen, (z.B. Adenokarzinomen der Lunge, diverse Plattenepithel-Karzinome) exprimiert. Das SOX2-Gen befindet sich auf Chromosom 3q26, einer Gen-Region, die in serösen Ovarialkarzinomen häufig amplifiziert ist. Ziel dieser Studie war es, die Rolle von SOX2 bei der Karzinogenese des Ovarialkarzinoms zu evaluieren. Hierfür wurden Ovarialkarzinom-Gewebe von 167 Patientinnen mit deren klinischem Outcome korreliert.

Methoden:

Gewebeproben von 167 Patientinnen mit serösem Ovarialkarzinom wurden immunhistochemisch auf die Expression von SOX2 hin untersucht. Als Grenzwert für eine SOX2-Positivität wurde >0% gewählt (Lengerke et al. BMC 2010). Mittels Chi-Quadrat-Test wurde die Korrelation zu klinischen Parametern untersucht. Rezidivfreies Überleben und Gesamtüberleben wurden mittels Logrank-Test analysiert.

Ergebnisse:

In 57% der Fälle waren SOX2-positive Ovarialkarzinomzellen nachweisbar. Die SOX2-Expression war mit Grad III-Tumoren assoziiert (p<0,05). Es zeigte sich keine Korrelation zum FIGO-Stadium (p=0,15) oder Lymphknoten-Status (p=0,81). Der SOX2-Status hatte einen signifikanten Einfluss auf die Prognose (GI- und FIGO1-Tumoren ausgeschlossen): Das mittlere rezidivfreie Überleben betrug 29,2 Monate (95% KI: 33,6–52,8 Monate) in der SOX2-negativen Gruppe gegenüber 43,2 Monaten (95% KI: 33,6–61,3 Monate) in der SOX2-positiven Gruppe (p<0,05). Das Gesamtüberleben war in der SOX2-negativen Gruppe ebenfalls erhöht (40,3 Monate (95% KI: 29,1–51,1 Monate) vs. 52,5 Monate (95% KI: 43,6–61,3 Monate)), allerdings nicht statistisch signifikant (p=0,06).

Schlussfolgerung:

SOX2-positive Zellen können in der Mehrzahl aller serösen Ovarialkarzinome nachgewiesen werden. Interessanterweise ist die SOX2-Expression mit einer signifikant besseren Prognose assoziiert. Wider Erwarten erscheint die Aktivierung bestimmter stammzelltypischer Signalkaskaden in dieser speziellen Tumorentität als Marker einer verbesserten Prognose. Diese Beobachtung könnte zum Beispiel an einer erhöhten Platin-Sensitivität SOX2-positiver seröser Ovarialkarzinome liegen.