Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - V_31
DOI: 10.1055/s-0031-1286519

Retransplantation von ovariellem Gewebe bei Patientinnen mit Ovarialtumoren; Xenotransplantation in die SCID-Maus zur Klärung der möglichen Tumorübertragung

A Müller 1, R Dittrich 1, L Lotz 1, M Montag 2, H van der Ven 2, M von Wollf 3, I Hoffmann 1, D Wachter 4, MW Beckmann 1
  • 1Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
  • 2Frauenklinik, Universitätsklinikum Bonn
  • 3Frauenklinik, Inselspital Bern
  • 4Pathologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen

Fragestellung:

Die Retransplantation von kryokonserviertem ovariellen Gewebe ist eine Möglichkeit zur Wiederherstellung der Fertilität bei Patientinnen mit malignen Erkrankungen nach operativer, Chemo- und/oder Radiotherapie. Bei vielen malignen Erkrankungen ist die Frage der möglichen Tumorzellverschleppung und Re-Induktion der Grunderkrankung noch nicht geklärt. Bei Patientinnen mit malignen Ovarialtumoren besteht aufgrund der häufig beidseitigen Ovarialbeteiligung ein besonders hohes Potential der Verschleppung und Re-Induktion der Tumorerkrankung im Falle einer Retransplantation des Ovarialgewebes in die Patientin. Untersucht werden soll, ob bei der Retransplantation von kryokonserviertem Ovarialgewebe von Patientinnen mit malignen Ovarialtumoren Tumorzellen oder Metastasen im Tiermodell nachweisbar sind.

Methode:

Von 10 Patientinnen mit verschiedenen Entitäten maligner Ovarialtumore wurde Ovarialgewebe entnommen, kryokonserviert und in den Nackenmuskel von insgesamt 40 SCID-Mäusen transplantiert. Das Gewebe wurde einerseits vor Transplantation in die SCID-Maus histologisch untersucht, andererseits nach Transplantation. Dazu wurden nach 24 Wochen die Transplantate entfernt und ebenfalls lichtmikroskopisch (HE-Färbung) und immunhistochemisch (monoklonaler Antikörper gegen Panzytokeratin, KL1) untersucht. Die Mäuse wurden im Rahmen einer makroskopischen Untersuchung der inneren Organe auf eine mögliche Metastasierung hin untersucht.

Ergebnisse:

Es zeigte sich bei keinem der kryokonservierten Ovarialgewebe vor der Retransplantation Tumorzellen im Gewebe. Die entnommenen Transplantate wiesen ebenfalls keine Hinweise für Tumorzellen auf. Die Tiere wiesen makroskopisch ebenfalls keine Hinweise auf, die für eine Metastasierung der Grunderkrankung sprachen. In den Transplantaten zeigten sich dagegen Follikel verschiedener Entwicklungsstadien.

Schlussfolgerung:

Im Tiermodell fand sich kein Hinweis auf eine mögliche Tumorzellkontamination des kryokonservierten Ovarialgewebes. Nach Kultur in der SCID-Maus zeigten sich keine Hinweise für eine Re-Induktion oder Metastasierung der Tumorerkrankung. Wenn die Gewinnung von Ovarialgewebe bei Patientinnen mit malignen Ovarialtumoren gelingt, könnte auch eine spätere Retransplantation nach Kryokonservierung und überstandener Grunderkrankung in Frage kommen.