Pneumologie 2011; 65(12): 726-729
DOI: 10.1055/s-0031-1291392
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävalenz der latenten Tuberkulose-Infektion bei Beschäftigten im Gesundheitswesen – Ein Dreiländervergleich

The Prevalence of Latent Tuberculosis Infections among Health-Care Workers – A Three-Country Comparison

Authors

  • A. Nienhaus

    1   Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg
  • A. Schablon

    1   Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg
  • D. Tripodi

    2   Abteilung für Arbeitsmedizin, Universitätsklinikum Nantes, Frankreich
  • J. Torres Costa

    3   Abteilung für Arbeitsmedizin, Hospital São João, Alameda Professor Hernâni Monteiro, Porto, Portugal
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Publikationsverlauf

eingereicht 29. August 2011

akzeptiert nach Revision 08. September 2011

Publikationsdatum:
17. Oktober 2011 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Beschäftigte im Gesundheitswesen werden regelmäßig auf Tuberkulose untersucht. Systematische Auswertungen der Ergebnisse dieser Untersuchungen gibt es bisher aber nicht. Mit der Einführung der Interferon-γ Release Assays (IGRA) wurde ein TB-Netz für Betriebsärzte aufgebaut, um die Erfahrungen mit dem IGRA bei den Vorsorgeuntersuchungen systematisch zu sammeln.

Methode: Bisher liegen die Daten von 2028 Vorsorgeuntersuchungen vor. Außerdem stehen die Daten von Vorsorgeuntersuchungen in Frankreich (n = 148) und Portugal (n = 2889) für eine kombinierte Analyse zur Verfügung. In den drei Kohorten wurde der QuantiFERON-TB® Gold in Tube sowie der Tuberkulin-Hauttest mit RT23 eingesetzt.

Ergebnisse: Die Prävalenz der latenten Tuberkulose-Infektion (LTBI) ist abhängig vom Alter und vom Land. Von den jungen Beschäftigten (< 25 Jahre) hatten in Deutschland 3 % und in Portugal 18 % einen positiven IGRA. Bei über 55-jährigen Beschäftigten waren in Deutschland 25 % und in Portugal 45 % positiv. Im französischen Kollektiv war die Altersabhängigkeit nicht so eindeutig. Hier waren 23 % der jungen Beschäftigten und 33 % der über 55-jährigen Beschäftigten positiv. Eine aktive Tuberkulose wurde nur bei 12 Beschäftigten in Portugal diagnostiziert. Davon erkrankten vier innerhalb der folgenden beiden Jahre nach einem positiven IGRA. Das Progressionsrisiko nach einem positiven IGRA betrug 0,2 % pro Jahr.

Diskussion: Bei jungen Beschäftigten im Gesundheitswesen ist die Prävalenz der LTBI gering. Ein positiver IGRA nach einem engen Kontakt zu einem infektiösen Patienten spricht hier für das Vorliegen einer frischen Infektion. Ansonsten scheinen alte Infektionen zu überwiegen, da es eine starke Abhängigkeit der IGRA-Ergebnisse vom Alter gibt, und das Progressionsrisiko nach positivem IGRA scheint in den untersuchten Kollektiven eher gering zu sein. Die Indikation für eine Chemotherapie sollte daher zurückhaltend gestellt werden.

Abstract

Introduction: Health-care workers are regularly screened for tuberculosis. To date, there has been no systematic analysis of the results of such a screening. A TB network for company doctors was created when interferon-γ release assays (IGRAs) were introduced in order to systematically collate their experience with IGRAs in preventive check-ups.

Method: Data have so far been recorded from 2,028 preventive check-ups. There are also data from preventive check-ups in France (n = 148) and Portugal (n = 2,889) for the purposes of a combined analysis. QuantiFERON-TB® Gold In-Tube and the tuberculin skin test with RT23 were used in the three cohorts.

Results: The prevalence of latent tuberculosis infections (LTBI) is dependent on age and country. Among young health-care workers (< 25 years old), 3 % had a positive IGRA in Germany, compared with 18 % in Portugal. Among health-care workers aged 55 and over, 25 % were positive in Germany and 45 % were positive in Portugal. In the French cohort an increase from 23 % to 33 % was observed when the youngest and oldest age categories were compared. Active tuberculosis has so far been diagnosed in 12 health-care workers in Portugal, four of whom developed culturally confirmed TB within the first two years following a positive IGRA. The risk of progression subsequent to a positive IGRA was 0.2 % per annum.

Discussion: There is a low prevalence of LTBI among young health-care workers. In them a positive IGRA following close contact with an infectious patient is likely to indicate recent infection. Apart from that, older infections appear to prevail, as the IGRA results depend greatly on age, and the risk of progression following a positive IGRA appears to be low in the study groups. A positive IGRA should therefore be interpreted with caution as an indication of the need for chemotherapy.