Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV01_05
DOI: 10.1055/s-0031-1293215

Multicenterstudie Hebammenkreißsaal – Ergebnisse eines geburtshilflichen Versorgungskonzeptes

F zu Sayn-Wittgenstein 1, NH Bauer 2, R Schäfers 3, R Foraita 4
  • 1Hochschule Osnabrück, Osnabrück
  • 2Hochschule für Gesundheit Bochum, Bochum
  • 3Hochschule Osnabrück, Osnabrück
  • 4Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS), Bremen

Ziel: In Deutschland gebären 98% aller Schwangeren in Krankenhäusern. Viele geburtshilfliche Abteilungen zeichnen sich durch eine hohe Rate an medizinischen Interventionen aus. An diese geburtshilfliche Versorgungssituation knüpft die Entwicklung und Evaluierung des Konzeptes Hebammenkreißsaal an.

Methodik: Prospektive, kontrollierte multizentrische Studie an vier Kliniken mit implementiertem Hebammenkreißsaal bundesweit. Gesunde Schwangere, die den Einschlusskriterien der Studie entsprachen, wählten in der Schwangerschaft entweder den Hebammenkreißsaal oder den üblichen Kreißsaal. Daten wurden zu drei Zeitpunkten erhoben: zur Geburt (n=1.238), 8 Wochen (n=1.168) und 6 Monate p. p. (n=1.040). Die Datenerhebung erfolgte von September 2007 bis Januar 2010. Die Studie erhielt positive Voten von den Ethikkommissionen der zuständigen Ärztekammern. Das Einverständnis der Studienteilnehmerinnen wurde eingeholt. Alle statistischen Auswertungen erfolgten nach Intention-to-Treat und wurden nach Parität, Alter der Mutter, Einrichtung, Bildung und Einkommen adjustiert.

Ergebnis: Ergebnisse offenbaren ausgeprägte Unterschiede zwischen den beiden Kreißsaalmodellen. Frauen, die die Betreuung im Hebammenkreißsaal begonnen haben, erfahren dort signifikant öfter eine interventionsfreie Geburt. Die Daten zeigen ferner, dass Frauen im Hebammenkreißsaal häufiger in einer aufrechten Position oder im Wasser gebären. Sie erhalten häufiger unter der Geburt komplementär-medizinische Maßnahmen verglichen mit Frauen im üblichen Kreißsaal. Auch zeigen sich statistisch signifikante Unterschiede im Stillverhalten 1, 8 als auch 19 und 24 Wochen nach der Geburt: Mütter die im Hebammenkreißsaal geboren haben, stillen häufiger ausschließlich oder voll (Sayn-Wittgenstein et al 2011).

Schlussfolgerung: Insgesamt zeigte sich, dass das Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal eine –bezogen auf die mütterliche und kindliche Gesundheit – sichere geburtshilfliche Betreuungsoption im klinischen Setting in der Stichprobe darstellt.

Literatur: Bauer, Nicola H. (2011) Der Hebammenkreißsaal. Ein Versorgungskonzept zur Förderung der physiologischen Geburt. Vandenhoeck und Ruprecht. Göttingen. Sayn-Wittgenstein et al (2011) Unveröffentlichte Abschlussberichte der Projekte der Hochschule Osnabrück im Pflegeforschungsverbund NRW Patienten- und nutzerorientierte Pflegekonzepte: B 7 Multicenter-Studie Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal Förderkennzeichen: FKZ 01 GT 0616. Verbund Hebammenforschung (Hg.) (2007). Handbuch Hebammenkreißsaal. Von der Idee zur Umsetzung. Osnabrück: Selbstverlag.