Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV05_06
DOI: 10.1055/s-0031-1293239

Internetbasierte Entscheidungshilfe Kaiserschnitt

K von Moeller 1, C Berger 1, BA Schuecking 2
  • 1Universität Osnabrück, Osnabrück
  • 2Universität Leipzig, Leipzig

Ziel: Die Sectiorate ist in Deutschland seit 1991von 15,3% auf 32,3% in 2009 (AQUA) angestiegen. Eine absolute medizinische Indikation zur Sectio besteht lediglich bei etwa 10% der Schwangerschaften. Zunehmend werden geplante Kaiserschnitte mit relativer Indikation oder Wunschkaiserschnitte durchgeführt. Obwohl die Entscheidung für eine primäre Sectio in über der Hälfte der Fälle vor dem Geburtsbeginn getroffen wird, sind viele werdende Mütter über mögliche kurz- und langfristige Risiken und Folgen einer Sectio nur unzureichend informiert. Bei einer primären Sectio bzw. Wunschsectio sollten Schwangere die Vorteile und Risiken der Sectio im Vergleich zur vaginalen Geburt sorgfältig abwiegen können.

Methodik: Literaturrecherche und -auswertung zur Abbildung des aktuellen evidenzbasierten Forschungsstands zur Sectio, vaginalen und vaginal-operativen Geburt. Entwicklung einer internet-basierten Entscheidungshilfe und ihre Überprüfung durch medizinisch-geburtshilfliche ExpertInnen sowie in einer Fokusgruppe mit Schwangeren.

Ergebnis: Schwerpunkt der auf der Internetseite des AOK Bundesverbandes abrufbaren Entscheidungshilfe ist die kritische Beleuchtung von Vor- und Nachteilen einer Sectio gegenüber einer vaginalen bzw. einer vaginal-operativen Entbindung einschließlich möglicher kurz- und langfristigen Folgen und Risiken für Mutter und Kind. Ein einführender Text zur Wahl des Geburtsmodus ist mit vertiefenden Informationen zu Aspekten, die für den Prozess zur Entscheidungsfindung von Bedeutung sind (z.B. Analgesie-Möglichkeiten), einem Glossar, Grafiken, Fallbeispielen, Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) und einem Fragebogen zur Entscheidungsfindung verlinkt.

Schlussfolgerung: Die Entscheidungshilfe ermöglicht Schwangeren–basierend auf evidenzbasierten Informationen und gemeinsam mit den in der Geburtshilfe professionell Tätigen–eine informierte Entscheidung hinsichtlich des gewünschten Geburtsmodus zu treffen. Eine Evaluation zur Beurteilung von Akzeptanz und Informationsgewinn sollte folgen.

Literatur: Chalmers, B., Kaczorowski, J., Darling, E., Heaman, M., Fell, DB., O´Brien, B., Lee, L. (2010): Cesarean and vaginal birth in canadian women: a comparison of experiences. In: Birth. Mar; 37 (1), 44-9 Hildingsson, I., Radestad, I., Rubertsson, C., Waldenström, U. (2002): Few women wish to be delivered by caesarean section. British Journal of Obstetrics and Gynaecology, 109 (6), 618-623.Johanson, R.; El-Timini, S.; Rigby, C.; Young, P.; Jones, P. (2001). Caesarean section by choice could fulfil the inverse care law. European Journal of Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology, 97, 20-22. Kamath, B. D., Todd, J. K., Glazner, J. E., Lezotte, D., Lynch, A. M. (2009): Neonatal outcomes after elective cesarean delivery. Obstetrics and Gynecology, 113(6), 1231-1238 Lee, Y. M., D'Alton, M. E. (2008): Cesarean delivery on maternal request: The impact on mother and newborn. Clinics in Perinatology, 35(3), 505-18, x Schücking, B., Hellmers, C., Sanderson, A. (2006): Caesarean Section or Spontaneous Birth? Maternal Request in Germany and USA. The Journal of Maternal-Fetal & Neonatal Medicine. Volume 19, Supplement 1, May 2006, S. 11 Worley, K. C., McIntire, D. D., Leveno, K. J. (2009): The prognosis for spontaneous labor in women with uncomplicated term pregnancies: Implications for cesarean delivery on maternal request. Obstetrics and Gynecology, 113(4), 812-816