Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV08_04
DOI: 10.1055/s-0031-1293255

Die erhöhte Anfälligkeit des weiblichen Geschlechts für diabetische Programmierung – Auswirkungen eines gestörten Vitamin D Systems?

R Hüttenbrenner 1, J Knabl 2, S Hutter 1, MM Günthner-Biller 2, K Friese 3, F Kainer 2, U Jeschke 1
  • 1Perinatalzentrum LMU München, Campus Innenstadt, München
  • 2Universitätsfrauenklinik der LMU München - Innenstadt, München
  • 3Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU München - Großhadern, München

Ziel: Kinder diabetischer Mütter haben ein höheres Risiko später Diabetes und Adipositas zu entwicklen. Dabei sind die weiblichen Feten für die Auswirkungen dieser intrauterinen Programmierung anfälliger. Vitamin D Mangel ist ein bekannter Risikofaktor für Glukosetoleranzstörungen innerhalb und außerhalb der Schwangerschaft. Allerdings unterliegt die Vitamin D Messung, da es ein Prohormon ist, vielen Störfaktoren. Kann man auf der Rezeptorebene bei Vitamin D eine Veränderung im Vergleich diabetischer und nicht-diabetischer Placenten sehen? Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede?

Methodik: Es wurden Placenten von 80 Patientinnen des Perinatalzentrums der LMU Innenstadt ausgewertet (40 Patientinnen mit GDM (20 weiblich, 20 männlich) und 40 Patientinnen ohne GDM). GDM wurde anhand eines pathologischen OGTT definiert. Die Placenten wurden in Paraffin eingebettet und immunhistochemisch gefärbt. (Primärantikörper Mouse Anti-Human Vitamin D-Rezeptor (AbD Serotec, Oxford, UK). Anschließend wurde die Färbung semiquantitativ anhand des Immunreaktiven Score (IRS) analysiert und statistisch ausgewertet.

Ergebnis: Die VDR Expression ist in diabetischen Placenten hochreguliert (Syncytiothrophoblast IRS 7 vs. 3 p < 0.05 und Extravillöser Trophoblast IRS 8 vs. 2, p < 0.001). Insgesamt ist in männlichen Placenten die Expression des VDR stärker. Die stärkste Expressionsveränderung konnte zwischen weiblichen Kontrollen und weiblichen GDM Placenten im extravillösen Trophoblasten gefunden werden (IRS 0 vs. 8 p < 0.001)

Schlussfolgerung: Konsistent zur Hypothese, dass ein Vitamin D Mangel mit einer Glucosetoleranzstörung einhergeht, findet sich eine veränderte Expression des VDR bei Placenten von Patientinnen mit GDM. Die klinische Beobachtung, dass weibliche Feten anfälliger sind für Auswirkungen der intrauterinen Programmierung, deckt sich mit einer starken Expressionsveränderungen. Welche Vorgänge im extravillöse Trophoblasten (fetomaternale Grenzfläche) dieser Programmierung zugrunde liegen, ist Ziel weiterer Untersuchungen.