Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO01_09
DOI: 10.1055/s-0031-1293313

Peripartales Outcome eines Feten mit Fehlbildungen nach erfolgter Chemotherapie und Avastingabe in der Frühgravidität

S Koch 1, D Wagner 1, D Wetzel 2, D Hager 1
  • 1Thüringen-Klinik "Georgius Agricola", Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Saalfeld
  • 2Thüringen-Klinik "Georgius-Agricola", Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Saalfeld

Ziel: Die Behandlung von Patientin mit metastasiertem kolorektalen Karzinom ist vorwiegend palliativ. Durch eine Kombinationschemotherapie mit 5-FU, Folinsäure und Irinotecan konnte eine signifikante Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit und des progressionsfreien Intervalls nachgewiesen werden, welche durch eine zusätzliche Avastingabe noch verbessert wird. Es liegen nur wenige Daten über die Auswirkungen dieser Therapie in der Schwangerschaft vor.

Methodik: Eine 37-jährige IV. Gravida III. Para in der 34+5 SSW wurde zur Geburtsplanung überwiesen. Es ist ein hepatisch+pulmonal metastasiertes Rektumkarzinom bekannt (ED 02/2009). Es erfolgte die operative Therapie und adjuvante Chemotherapie nach FUFIRI-Protokoll und Avastin (05–08/2009, ab 5+2 SSW). Schwangerschaftsfeststellung durch Kontroll-CT (09/2009) in der 22+5 SSW. Stationäre Aufnahme in der 36+3 SSW mit vorzeitigem Blasensprung. Entschluss zur sekundären Sectio bei pathologischem CTG.

Ergebnis: Geburt eines hypotrophen männlichen Frühgeborenen in mäßig reduziertem Allgemeinzustand: Gewicht 1770g (< 3. Perz.), Länge 42 cm (< 3. Perz.), Kopfumfang 32,5 cm (15. Perz.), APGAR 6/9/9, pHNA 7,25. Außer einer primären Trinkschwäche zeigten sich folgende Auffälligkeiten: VSD (Malalignment-Typ), Ostium-sekundum-Defekt (ASD 2), valvuläre Pulmonalstenose, Poly- und Syndaktylie Hände bds., Daumenanomalie bds. und angeborene Hüftgelenksluxation bds.

Schlussfolgerung: Eine ausführliche Aufklärung bei Frauen im geschlechtsreifen Alter zur Kontrazeption bei anstehender zytostatischer Therapie sollte mehrfach mit entsprechendem Nachdruck in ausreichender Zeitspanne vor der zu erfolgenden Chemotherapie durchgeführt werden. Die Patientin ist über die ungewisse Datenlage einer Chemotherapie während einer Schwangerschaft mit allen möglichen Folgen zu informieren. Die nötige Compliance der Patientin ist dabei natürlich unabdingbare Voraussetzung. Als Empfehlung unsererseits wäre die Kontrolle des ß-HCG vor Beginn einer zytostatischen Therapie bzw. eine konsiliarische Vorstellung bei einem Gynäkologen anzuraten.