Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO02_07
DOI: 10.1055/s-0031-1293323

Pränataler Einsatz der Qualitativen Bewegungsanalyse (General Movements) bei Hochrisikoschwangerschaften

M Heinrigs 1, J Knabl 2, M Schönfeld 1, R Kästner 2, F Kainer 2
  • 1Klinik u. Poliklinik für Frauenheilkunde u. Geburtshilfe; Perinatalzentrum Klinikum Innenstadt, LMU, München
  • 2Universitätsfrauenklinik der LMU München - Innenstadt, München

Ziel: Ziel dieser retrospektiven Analyse ist es, mittels der Qualitativen Bewegungsanalyse nach Prechtl eine Methodik zu etablieren, die den aktuellen und langfristigen Gesundheitszustand des Feten und dessen neurologische Integrität abbilden kann.

Methodik: In der vorliegenden Studie untersuchten wir General Movements (GM) in 62 Hochrisikoschwangerschaften (18. SSW–33. SSW) und bildeten retrospektiv zwei Kollektive mit 29 Feten bei PPROM und 16 Feten mit IUGR. Als Kontrollgruppe diente die Analyse von 17 gesunden Feten. Die Auswertung erfolgte den Standards entsprechend nach Prechtls Methode der Qualitativen Bewegungsanalyse. PPROM: Ist die Durchführung von GM auch bei Oligo-/Anhydramnion möglich? Besteht ein Zusammenhang von GM und Infektionszeichen? IUGR: Besteht ein Zusammenhang von GM und der fetoplazentaren Dopplersonographie oder der peripartal durchgeführten CTG?

Ergebnis: PPROM: Die Durchführbarkeit der GM ist nach Standard möglich,unabhängig von der Fruchtwassermenge. Es zeigten sich signifikante Unterschiede der GM im Vergleich zum Normkollektiv.Im Bezug zum Fruchtwasserindex traten bei allen 6 Bewegungsparametern statistisch relevante Zusammenhänge auf, jedoch nicht bezüglich der Infektionszeichen (maternalen Infektparameter, pathologische peripartale CTG, postnatale Sepsis) IUGR: Es zeigten sich ebenfalls signifikante Unterschiede im Vergleich zu gesunden Feten, jedoch keine signifikanten Zusammenhänge zu einzelnen Paramtern der peripartalen Überwachung (pathologisches CTG, pathologische Dopplerwerte).

Schlussfolgerung: Unauffällige postpartale Parameter belegen, dass in beiden Kollektiven die Entbindung rechtzeitig erfolgte, bevor es zu einer neurologischen Schädigung kommen konnte. Die Erhebung der GM stellte keinen frühen Prognosefaktor für eine fetale Infektion dar, sondern bildete den aktuellen fetalen Zustand ab. Die Veränderung der GM bei PPROM und IUGR scheint durch komplexe Veränderungen im fetalen neurologischen System bedingt zu sein, die am ehesten vorübergehender Natur sind.