Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO02_09
DOI: 10.1055/s-0031-1293325

Schweres Zwillingstransfusionssyndrom mit 24 SSW – Eine Falldarstellung

A Isbruch 1, E Harps 1, A Höck 1
  • 1HELIOS Klinikum Berlin-Buch, Frauenklinik, Berlin

1. Hintergrund: Das Feto-fetale Transfuionssyndrom betrifft ca. 15% aller monochorialen Geminischwangerschaften zwischen 15–25 SSW. Die Klassifizierung erfolgt nach Quintero in 5 Schweregrade. Beim FFTS führt die unbalancierte plazentare Blutverteilung über arterio-venöse Anastomosen zur diagnoseweisenden Konstellation: Akzeptor mit Polyhydramnie / Polyurie bzw. Donor mit Anurie/ Anhydramnie.

2. Kasuistik: Die 16jährige Igrav. wurde mit 23/4 SSW wegen vorzeitiger Wehen bei monochorialen Gemini ins Perinatalzentrum verlegt. Die Schwangere hatte am gleichen Tag eine starke Bauchumfangszunahme bemerkt; ein unauffälliger Befund vom Organscreening mit 22 SSW lag vor. Im Aufnahmeultraschall wurde bei einer Cervixlänge von 22mm ein FFTS Klasse III diagnostiziert – beide Feten mit zeitgerechtem Wachstum, Akzeptor mit prallgefüllter Blase, Hydramnion, Reverseflow der Umbilikalarterie; Donor mit Anhydramnion / fehlender Blasendarstellung, erhöhtem Widerstand der A. umbilicalis, Bradykardie. Nach begonnener RDS Prophylaxe und Indomethacingabe Verlegung ins Laserzentrum Uniklinik Hamburg. Nach erfolgreicher Lasertherapie Überwachung der Patientin in unserer Ambulanz. Akutaufnahme mit 30 vSSW wegen vorzeitigem Blasensprung. Unter Tokolyse / Antibiose anhaltende fetale Tachykardie eines Kindes mit eingeschränkter Undulation ohne klinischen AIS-Anhalt – Entschluss zur Entbindung per Sectio caesarea. Gute postnatale Adaptation der zwei eutrophen Neugeborenen (beide ca. 1100g), unauffällige Neonatalperiode. Nach Entlassung werden beide Kinder ambulant im SPZ nachbetreut.

3. Schlussfolgerung: Das unbehandelte FFTS als schwere Komplikation monochorialer Gemini geht einher mit hoher fetaler Verlustrate. Obligat ist die 14-tägige sonografische Kontrolle sowie die Aufklärung der Schwangeren bzgl. etwaiger Symptome. Die fetoskopische Laserkoagualtion ist Therapiestandard und ermöglicht Überlebensraten von 90% für mindestens 1 Kind.