Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO05_02
DOI: 10.1055/s-0031-1293351

Seltene und vielleicht unterschätzte Komplikation in der Geburtsmedizin–Uterusruptur bei 24+6 Schwangerschaftswochen nach vorangegangener Kürettage

P Kollow 1, B Ramsauer 2, K Vetter 2
  • 1Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin
  • 2Vivantes Klinikum Neukölln, Geburtsmedizin, Berlin

Die Uterusruptur ist eine peripartal lebensbedrohliche Komplikation für Mutter und Kind. Sie ist eine seltene Komplikation in der Geburtsmedizin. Als mögliche intrinsische Faktoren sind Muliparität, Plazentationsstörungen, Uterusfehlbildungen, Adenomyosis uteri, protrahierte Geburtsverläufe, fetale Makrosomie und kindliche Fehlbildungen zu nennen. Die medikamentöse Geburtseinleitung sowie eine vaginal operative Entbindung sind iatrogene Risikofaktoren.Ohne vorausgegangene Uterusoperation ist mit einer Inzidenz von 0,006% für das Auftreten einer Uterusruptur zu rechnen. Nach vorausgegangener Uterusoperation wird mit 0,52% –0,8% ein deutlich höheres Risiko beschrieben. Dabei findet man in der Literatur keine Risikoeinschätzung für das Auftreten einer Uterusruptur nach Kürettage. In 90% ist das untere Uterinsegment betroffen.

Eine 25 jährigen IIIG, IP die in der 24+6 SSW wurde uns wegen Abdominalschmerzen mit V. a. Ovarialzyste links und Oligohydramnion in die Klinik eingewiesen. Bei schweren variablen Dezelerationen und fetaler Tachykardie wird trotz fehlender Lungenreife eine sofortige Sectio indiziert. Nach Kindsentwicklung zeigt sich eine Uterusruptur im linken Fundusbereich mit Fruchtblasenprolaps durch die Rupturstelle und in die Fruchtblase ragende partiell gelöste Plazenta. Anamnestisch bietet die Patientin eine Abortkürettage und einen Uterus myomatosus.Das Ungewöhnliche bei diesem Fall ist das Auftreten der Uterusruptur bereist bei 24+6 SSW am wehenfreien Uterus, die Lokalisation der Ruptur und das Fehlen des sonst so typischen intensiven Schmerzereignisses. Als mögliche Ursache für diesen Verlauf ist eine vorausgegangene Uterusperforation nach Kürettage vorzustellen, was zu dieser seltenen und daher vielleicht nicht erwarteten Komplikation in diesem Geburtsverlauf geführt hat. Dieser Verlauf zeigt, dass auch in einer frühen SSW nach unter Umständen geringem Trauma wie einer vorangegangenen Kürettage an eine Uterusruptur zu denken ist.

Literatur: Ramsauer B (2008) Durch Ultraschall vermeinbare Notfälle, Gynäkologe 41:406-412 Wacker J, Kamin G, Nitzsche K, Distel W (2011) Peripartaler Notfall nach Geburtseinleitung, Gynäkologe 44:227-229