Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO10_08
DOI: 10.1055/s-0031-1293411

Ist die Cerclage bei Zervixinsuffizienz noch indiziert? – Eine retrospektive Fall-Kontrollstudie von 2006–2010 aus der Universitätsfrauenklinik Rostock

J Terpe 1, H Krentz 2, V Briese 1, B Gerber 1
  • 1Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt der Hansestadt Rostock, Rostock
  • 2Institut für Biostatistik und Informatik in Medizin und Alternsforschung, Universität Rostock, Rostock

Ziel: Die Indikation und der Nutzen einer Cerclage bei Zervixinsuffizienz werden kontrovers diskutiert. In einer retrospektiven Fall-Kontrollstudie der Jahre 2006–2010 aus der Universitätsfrauenklinik Rostock wurde der Nutzen einer therapeutischen Cerclage im Vergleich zu konservativem Vorgehen bei Vorliegen der Diagnose Zervixinsuffizienz (Zervixlänge < 25mm) untersucht.

Methodik: Nach Definition von Ein-und Ausschlusskriterien wurden 15 Patientinnen in die Fallgruppe (mit Cerclage) und 28 Patientinnen in die Kontrollgruppe (ohne Cerclage) eingeschlossen. Die Gleichverteilung der Merkmale Alter, Größe, Gewicht und Risikofaktoren in beiden Gruppen wurde mittels Mann-Whitney-Test bzw. Chi-Quadrat-Test festgestellt. Primäre Zielkriterien: erreichte Schwangerschaftswoche (SSW), durchschnittliche Tragzeitverlängerung in Tagen (d), kindliches Geburtsgewicht. Sekundäre Zielparameter: 1min und 5min APGAR-Werte sowie weiteres neonatales Outcome. Die Auswertung erfolgte für jeweils die Gesamt- Fall- und Kontrollgruppe sowie für je 3 Untergruppen (Zervixlänge=0mm; 1–15mm;16–25mm).

Ergebnis: Die Tragzeitverlängerung in der Fallgruppe betrug im Mittel 85d (Kontrollgruppe: 69d), das mittlere erreichte Geburtsgewicht lag bei 2768g (Kontrolle: 2214g), im Mittel wurde die 35+5. SSW erreicht (Kontrolle: 32+1.SSW). Die Ergebnisse für die 3 Untergruppen sind in den Abbildungen 1–3 dargestellt.

Schlussfolgerung: Im Gesamtkollektiv der Patientinnen mit Cerclage sowie in allen Untergruppen wurde eine längere Tragzeit erreicht als in der Kontrollgruppe (Patientinnen ohne Cerclage). Die Tragzeitverlängerung von 64 Tagen, das Geburtsgewicht und die erreichte SSW bei aufgebrauchter Zervix (0mm) war statistisch signifikant höher (p=0,01). Insbesondere diese Patientinnen scheinen von einer Cerclage zu profitieren. Auch in den anderen Untergruppen wurden eine längere Tragzeit und ein höheres Geburtsgewicht für Patientinnen mit Cerclage gegenüber den Kontrollen erreicht (p> 0,05).

Abb. 1: Tragzeitverlängerung in Tagen in Fallgruppe und Kontrollgruppe

Abb. 2: erreichte Schwangerschaftswoche in Fallgruppe und Kontrollgruppe

Abb. 3: kindliches Geburtsgewicht in Fallgruppe und Kontrollgruppe

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