Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO12_01
DOI: 10.1055/s-0031-1293426

Uterustorsion in der Schwangerschaft nach einem Reitunfall

LM Clemens 1, B Ramsauer 2, K Vetter 2, M Hänel 2
  • 1Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin
  • 2Vivantes Klinikum Neukölln, Geburtsmedizin, Berlin

Ziel: Eine Uterustorsion ist eine Rotation des Uterus von mehr als 45 Grad um die Längsachse. Sie ist eine seltene geburtsmedizinische Komplikation, die häufig erst während einer Sectio caesarea diagnostiziert wird. Die Ursache bleibt meist ungeklärt.

Methodik:

Ergebnis: Wir berichten über eine 31-jährige I G I P die sich erstmals bei 17+3 SSW nach einem Reitunfall in unserer Klinik vorstellte. Bei 27+2 SSW erfolgte aufgrund einer kritischen Zervixverkürzung auf 9 mm und einem tiefen Plazentasitz stationär eine Lungenreifeinduktion. Ab 29+1 SSW konnte weder klinisch, sonografisch, noch mittels MRT die Zervix dargestellt werden, so dass eine hintere Sacculation angenommen wurde. Die Patientin klagte im Verlauf rezidivierend über Unterbauch-, Flanken- und Rückenschmerzen.

Bei 37+0 SSW wurde die primäre Sectio durchgeführt. Intraoperativ gelang es nicht, das untere Uterinsegment zu identifizieren. Der Uterus wurde zur Klärung der anatomischen Verhältnisse mit der Schwangerschaft vor die Bauchdecke luxiert. Die Entwicklung des Kindes (APGAR 1/6/9, NApH 7,00) aus Beckenendlage erfolgte vermeintlich über eine Längsschnittuterotomie. Anschließend konnte eine Torsion des Uterus um die Längs- und Querachse diagnostiziert werden, womit die Uterotomie tatsächlich schräg von links-kranial nach rechts-kaudal an der Hinterwand verlief. Als anatomische Besonderheit stellte sich ein tief reichender Douglasraum dar. Retrospektiv veränderte sich die Plazenta-Lokalisation von ursprünglich Hinterwand hin zur Vorderwand.

Schlussfolgerung: Bei Verdacht auf eine Torsion des graviden Uterus muss bei der Sectio aufgrund des unübersichtlichen Situs mit großer Vorsicht vorgegangen werden. Im Zweifelsfall ist eine atypische Uterotomie zur sicheren Entwicklung des Kindes notwendig. Zur Diagnosestellung kann eine sonst unerklärbare Veränderung des Plazentasitzes hilfreich sein.

Literaturverzeichnis:

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