physiopraxis 2011; 9(10): 20-26
DOI: 10.1055/s-0031-1293568
physiowissenschaft

Internationale Studienergebnisse

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Publikationsdatum:
21. Oktober 2011 (online)

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Vordere Kreuzbandruptur – Konservative Therapie kann reichen

Beginnen Patienten mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbands frühzeitig mit einer konservativen Therapie, verbessert sich die Chance, eine Operation zu umgehen. Zu diesem Ergebnis gelangten Alexander Fischer und seine Kollegen vom Zentrum für Physikalische und Rehabilitative Medizin des SHK Weimar.

Sie schlossen 95 Patienten in ihre Studie ein, die eine ambulante Rehabilitation nach Ruptur des vorderen Kreuzbands durchgeführt hatten. Davon waren 79 Patienten zuvor operativ versorgt worden, 16 Patienten erhielten eine ausschließlich konservative Behandlung. Die Forscher erhoben zunächst retrospektiv die Daten ärztlicher, physiotherapeutischer und sporttherapeutischer Befunde. Sie stellten fest, dass mit Rehabilitationsende das betroffene Kniegelenk bei den operativ versorgten Patienten signifikant stabiler war als bei den konservativ versorgten. Die nicht operierten Patienten hatten allerdings eine geringere Muskelatrophie, und ihre Rehabilitationszeit war um 100 Tage kürzer, als es bei den operierten Patienten der Fall war. Bei allen weiteren Befunden im Bereich des Kniegelenks wie Schwellung, Streckdefizit und Schmerzen fanden die Wissenschaftler keine signifikanten Unterschiede.

55 der ursprünglich 95 Patienten füllten innerhalb von knapp drei Jahren nach Rehabilitationsende Fragebögen zur Ergebniskontrolle aus. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich die Probanden hinsichtlich ihres Schmerzempfindens, ihrer Beschwerden, Lebensqualität und Alltagsaktivitäten sowie im Sport- und Freizeitverhalten nicht mehr voneinander unterschieden.

Die Autoren empfehlen, Menschen mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbands frühzeitig konservativ zu behandeln. Sollten damit keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden, kann die Indikation zur operativen Versorgung gestellt werden.

asba

Phys Med Rehab Kuror 2011; 21: 69–75