Pneumologie 2011; 65 - A1
DOI: 10.1055/s-0031-1297376

Reizhusten mit Trichoptysis

E Benkwitz 1, HJ Achenbach 1, L Hundack 1, H Wertzel 2
  • 1Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin und thorakale Onkologie, Lungenklinik Lostau
  • 2Klinik für Thoraxchirurgie, Lungenklinik Lostau

Einleitung: Die Diagnostik von Reizhusten ist oft umfangreich und kompliziert. In manchen Fällen kann aber bereits die Anamnese wegweisend sein.

Fall: Wir berichten über einen 32-jährigen Mann mit seit ca. 6 Wochen bestehendem und trotz antibiotischer Therapie progredientem Reizhusten. Bei Aufnahme berichtet er seit einigen Tagen graue lange Haare abzuhusten.

CT-morphologisch zeigte sich eine Raumforderung im linken Oberlappen mit Infiltration des Mediastinums. Bronchoskopisch gelang die Darstellung der anamnestisch angegebenen Haare im Oberlappen links sowie einer Läsion in S3 links.

Es erfolgte eine axilläre Thorakotomie links mit Resektion der Raumforderung durch eine atypische Lungenresektion aus S3. Histologisch ergab sich ein reifes triphasisches Teratom mit Ausbildung einer schweren plattenepithelialen Dysplasie im Sinne eines Carcinoma in situ mit R0-Resektion.

Diskussion: Teratome entwickeln sich aus omnipotenten Keimzellen und werden in reife und unreife Formen unterschieden. Reife Formen können Gewebe wie Haare oder Zähne enthalten. Intrathorakale Teratome treten fast ausschließlich im Mediastinum auf. Gelegentlich werden sie aber auch in der Lunge als intrapulmonale Teratome gefunden. Da diese sehr selten sind, sollte die Möglichkeit eines medistinalen Teratoms oder einer Metastasierung eines extrapulmonalen Keimzelltumors ausgeschlossen werden. Patienten mit intrapulmonalen Teratomen berichten über Fieber, Husten, Hämoptysen, Thoraxschmerzen und Abhusten von Haaren (Trichoptysis (13%)). Die CT-Diagnostik kann zum Teil wegweisend sein. Intrapulmonale Teratome haben häufig Anschluss an das Bronchialsystem und finden sich häufig in den Oberlappen (65%).

Ein hoher Prozentsatz der intrapulmonalen Teratome (ca. 30%) ist vom unreifen Typ und besitzt somit ein malignes Potential. Aus diesem Grunde sollte präoperativ bei dem V.a. Keimzelltumor die Bestimmung von Tumormarkern (β-HCG und AFP) sowie der LDH erfolgen, da eine Erhöhung auf eine maligne Genese hinweisen kann. Aufgrund des malignen Potentials und der Möglichkeit der Ruptur ist eine chirurgische Resektion mit kurativer Intention anzustreben.