Rofo 2012; 184 - EHF03
DOI: 10.1055/s-0031-1300867

Patienten mit bikuspider Aortenklappe zeigen einen stark veränderten Blutfluss und signifikant erhöhten Wall-Shear-Stress der Aortenwand – eine 4D MR Studie

P Schneider 1, C Lyko 2, C Meierhofer 2, H Stern 2, M Markl 3, A Hutter 1, A Hager 2, S Martinoff 4, J Hess 2, S Fratz 2
  • 1Deutsches Herzzentrum München, Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, München
  • 2Deutsches Herzzentrum München, Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler, München
  • 3Universität Freiburg, Medical Physics, Freiburg im Breisgau
  • 4Deutsches Herzzentrum München, Radiologie und Nuklearmedizin, München

Fragestellung:

Patienten mit bikuspider Aortenklappe (BAV) neigen häufiger zu Dilation, Dissektion und Ruptur der Aorta aszendens (AAo) als Personen mit trikuspider Aortenklappe (TAV). Die Ursache dafür ist bisher unklar. Klappenbedingte hämodynamische Veränderungen werden ebenso wie angeborene Gewebedefekte diskutiert. Diese Arbeit hatte das Ziel, Flussmuster und Wall-Shear-Stress (WSS) mittels vierdimensionaler kardiovaskulärer Magnetresonanz (4D MR) in der AAo bei Patienten mit BAV und gesunden Probanden mit TAV zu vergleichen.

Methoden:

18 Patienten mit normal funktionierender BAV, ohne Stenose oder Insuffizienz, wurden mit 18 geschlechts- und altersgleich akquirierten Probanden mit TAV verglichen. Mittels 4D MR (räumliche Auflösung=2,1×1,7×2,5mm3, zeitliche Auflösung=39,2ms) wurden Blutfluss und Wandschubspannung in der Aorta aszendens dargestellt und gemessen.

Ergebnisse:

Bei Patienten mit BAV wurden in 85% stark veränderte, helikale Blutflussmuster beobachtet. In der gesunden Kontrollgruppe mit TAV in nur 6% der Fälle. Der Unterschied war signifikant (p=0,004). Der mittlere WSS in der AAo lag bei 0,60 N/m2 bei Patienten mit BAV, bei gesunden Patienten mit TAV nur bei 0,49 N/m2. Der WSS an der aszendierenden Aortenwand war signifikant höher bei Patienten mit BAV (p=0,028).

Schlussfolgerung:

Patienten mit BAV ohne hämodynamisch relevante Stenose oder Insuffizienz der Klappe zeigen signifikant veränderte Blutflussmuster im Vergleich zu gesunden Probanden mit TAV. Des Weiteren zeigt sich ein signifikant erhöhter WSS an der AAo. Die veränderten Flussprofile mit resultierendem erhöhtem hämodynamischem Stress könnten ursächlich für Dilatation der Aortenwand bei Patienten mit BAV sein. Die Ergebnisse unterstützen die These, dass Gewebedefekte der AAo bei Patienten mit BAV keine genetische Ursache haben, sondern Folge einer klappenbedingten pathologischen Hämodynamik sind.