Rofo 2012; 184 - KMY12
DOI: 10.1055/s-0031-1300880

MRT-Untersuchungen ventrikulärer Wandbewegungsstörungen zur Beurteilung der Funktionsfähigkeit des Myokards bei Patienten mit chronischer Myokarditis

H Bertram 1, U Kühl 2, M Noutsias 2, T Kahn 1, B Hamm 3, M Gutberlet 4
  • 1Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Leipzig
  • 2Charité- Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik II Kardiologie und Pulmologie- Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • 3Charité- Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Strahlenheilkunde-Campus Virchow Klinikum, Berlin
  • 4Herzzentrum Leipzig, Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Leipzig

Fragestellung:

Im Rahmen einer chronischen Myokarditis kommt es häufig zu Wandbewegungsstörungen, deren Einfluss auf die linksventrikuläre Funktion bereits in einigen Studien behandelt worden ist. Über die Funktion des rechten Ventrikels ist bisher jedoch wenig bekannt. Daher wurde in dieser Studie eine Wandbewegungsanalyse beider Ventrikel durchgeführt und der Einfluss von Kinetikstörungen auf die Ventrikelfunktion beurteilt.

Methoden:

101 Patienten (45±14 Jahre alt) mit chronischer Myokarditis wurden an einem 1,5 Tesla MRT untersucht (Diagnose durch Endomyokardbiopsie gesichert). Die visuelle Wandbewegungsanalyse wurde von zwei unabhängigen und erfahrenen Untersuchern vorgenommen. Der Auswertung dienten vornehmlich Aufnahmen in der Kurzen Achse. Zusätzlich wurden Aufnahmen im 4-Kammerblick, RVOT und in der Langen Achse genutzt, um Wandbewegunsstörungen (WBS) möglichst in 2 Ebenen nachzuweisen. Desweiteren wurden die volumetrischen und funktionellen Parameter beider Ventrikel ermittelt.

Ergebnisse:

Der rechte Ventrikel (RV) war insgesamt ein wenig häufiger von WBS betroffen als der linke Ventrikel (LV). Im RV zeigten 47 Patienten lokale WBS, 31 Patienten eine globale Hypokinesie. Im LV wiesen 40 Patienten lokale WBS auf und 23 Patienten eine globale Hypokinesie. Bei 15 Patienten waren beide Ventrikel global hypokinetisch. Hauptlokalisation im RV war die Lateralwand und im LV Septum und Lateralwand. Unter lokalen WBS zeigte sich die EF des LV lediglich diskret vermindert und das Volumen minimal erhöht, im RV waren diese Parameter unverändert. Jedoch zeigte sich eine signifikante Abnahme der RVEF bei einer globalen Hypokinesie des Interventrikularseptums. Unter einer globalen LV-Hypokinesie waren die EF des LV signifikant vermindert und das Volumen signifikant erhöht, unter einer globalen RV-Hypokinesie die RVEF reduziert, das Volumen jedoch nicht signifikant erhöht. Waren beide Ventrikel global hypokinetisch, zeigte sich eine weitere signifikante Abnahme der LVEF.

Schlussfolgerungen:

Lokale WBS treten häufiger auf als eine globale Hypokinesie, gehen jedoch allenfalls mit einer geringen ventrikulären Funktionseinschränkung einher. Dennoch ermöglicht die Analyse lokaler WBS bei Patienten mit einer EF im Normbereich bereits den Nachweis einer Myokardschädigung. Unter einer globalen Hypokinesie kommt es in beiden Ventrikeln zu einer Einschränkung der EF, während häufig nur der LV dilatiert ist. Zudem wird die RV- Funktion in besonderem Maße von der Septumbewegung beeinflusst. Verglichen mit einer isolierten globalen LV-Hypokinesie ist die LV-Funktion bei einer biventrikulären Hypokinesie sehr viel stärker eingeschränkt. Dies ist möglicherweise Ausdruck eines weiter fortgeschrittenen Krankheitsstadiums.