Rofo 2012; 184 - KOH05
DOI: 10.1055/s-0031-1300892

Sind symptomatische Koronarspasmen eine mögliche Entität im Langzeitverlauf eines unbehandelten Kawasaki-Syndroms?

MO Backes 1, S Grün 2, J Schumm 2, S Greulich 2, A Geissler 1, U Sechtem 2, H Mahrholdt 2
  • 1Robert-Bosch-Krankenhaus, Radiologie und Nuklearmedizin, Stuttgart
  • 2Robert-Bosch-Krankenhaus, Kardiologie, Stuttgart

Die stationäre Aufnahme eines 68-jährigen männlichen Patienten erfolgte bei atypischen Thoraxschmerzen. Ein Myokardinfarkt konnte ausgeschlossen werden. Zwei Jahre zuvor war eine Ballondilatation der rechten Koronararterie (RCA) bei Stenosierung erfolgt, zusätzlich wurde eine dilatative Koronarsklerose beschrieben.

Die Ischämiediagnostik mittels Adenosin-Stress-MRT zeigte keine Belastungsischämie, jedoch zwei Infarktnarben in der Hinter- und Lateralwand.

Eine zusätzlich zur funktionellen Testung durchgeführte Koronarangiografie ergab keinen Progress der bekannten koronaren Herzkrankheit, bestätigte aber eine ausgeprägte dilatative Koronarsklerose mit Nachweis einer unklaren Kalzifizierung in der Nähe der RCA (20×17mm).

Bei der funktionellen Untersuchung der Koronararterien mittels Acetylcholintest fanden sich epikardiale Spasmen der linken und rechten Koronararterie, bei Reproduktion der atypischen Thoraxschmerzen. Auf die Applikation von Nitroglycerin sistierten Klinik, wie auch Spasmen.

Eine zur Abklärung der beschriebenen Verkalkung durchgeführte kardiale Computertomografie, konnte diese als zirkulär kalzifiziertes und teilthrombosiertes Aneurysma der proximalen RCA identifizieren (Abbildung). Weitere Aneurysmata fanden sich in distaler RCA und im Ramus circumflexus (RCX).

In Zusammenschau aller Befunde liegt wahrscheinlich der Z.n. einem bisher nicht diagnostizierten Kawasaki-Syndrom vor. Die Verschleppung von intraaneurysmalem Thrombusmaterial erklärt am ehesten die subendokardialen Infarktnarben im Stromgebiet von RCA und RCX. Die atypischen Thoraxschmerzen hingegen, führen wir auf rezidivierende epikardiale Koronarspasmen zurück.

Dieser Fallbericht zeigt nicht nur eindrücklich die Langzeitfolgen eines bisher unbekannten und unbehandelten Kawasaki-Syndroms mittels multimodaler Bildgebung, sondern identifiziert auch Koronarspasmen als differenzialdiagnostisch zu erwägende und ggf. behandlungsbedürftige Entität im Rahmen des Kawasaki-Syndroms.