Rofo 2012; 184(01): 13
DOI: 10.1055/s-0031-1301014
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gedächtnisstörungen – Prädiktion durch Messung von Hirnvolumina möglich

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Publication Date:
04 January 2012 (online)

 

Um eine Alzheimer-Demenz eventuell therapeutisch beeinflussen zu können, müssten Patienten mit einem entsprechenden Risiko für die Erkrankung in einem möglichst frühen Stadium identifiziert werden. G. C. Chiang et al. untersuchten, ob hier automatisierte MR-tomografische Messungen der Hirnvolumina weiterhelfen.
Radiology 2011; 259: 844–851

An der Studie beteiligten sich 149 Personen im Alter von über 55 Jahren, die eingangs weder klinische noch strukturelle Hinweise auf neurologische oder psychiatrische Erkrankungen aufwiesen, nicht an Gedächtnisstörungen litten und normale Werte unter anderem in der Mini-Mental State Examination erzielten. Alle Teilnehmer unterzogen sich einem MRT des Gehirns mit einem 1,5-T-Gerät. Nach 2 Jahren wurden sowohl die neuropsychologischen Tests als auch das MRT wiederholt. Insgesamt wurden in den MRT-Aufnahmen die Volumina von 15 temporalen und parietalen Hirnregionen ausgemessen, die in der Vergangenheit einen Bezug zur Alzheimer-Demenz gezeigt hatten. Bei den neuropsychologischen Tests legten die Autoren das Hauptaugenmerk auf eine Verzögerung des verbalen Gedächtnisses als früheste klinische Manifestation einer Alzheimer-Demenz. Eine Gedächtnisstörung war dabei definiert als ein Wert, der mindestens 1 Standardabweichung schlechter war als der Durchschnittswert der Gesamtkohorte. Dies setzten die Autoren in Bezug zu den gemessenen Hirnvolumina.

Mit zunehmender Zahl der Hirnregionen verbesserte sich auch die prädiktive Genauigkeit. Dabei erzielten Modelle mit 6, 7, 8 und 9 vermessenen Regionen die besten Ergebnisse mit einer angepassten Genauigkeit zwischen 91 und 94 % und einer kreuzvalidierten Genauigkeit zwischen 77 und 81 %. Zu den genauesten Ergebnissen führte ein Modell mit den 8 Hirnregionen Hippocampus, parahippocampaler Gyrus, Amygdala, superiorer, mittlerer und inferiorer temporaler Gyrus, superiorer Parietallappen und posteriorer cingulärer Gyrus. Dieses Modell hatte ohne Interaktionen eine kreuzvalidierte Genauigkeit von 58 % und mit Interaktionen eine von 81 %.

Fazit

Die Ergebnisse legen nahe, dass eine automatisierte Messung temporaler und parietaler Hirnvolumina genutzt werden kann, um mit hoher Genauigkeit kognitiv gesunde Personen zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für eine zukünftige Gedächtnisstörung haben, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen