Der Klinikarzt 2012; 41(01): 57
DOI: 10.1055/s-0031-1301155
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Multiple Sklerose – Neues Medikament zur Verbesserung der Gehfähigkeit

Further Information

Publication History

Publication Date:
01 February 2012 (online)

 

Als erster Wirkstoff seiner Klasse ist Fampridin (Fampyra®) zur Therapie von erwachsenen Patienten mit Multipler Sklerose (MS) und Gehbehinderung im Stadium EDSS 4-7 (Expanded Disability Status Scale) zugelassen worden. Bei dem Medikament handelt es sich um einen selektiven Inhibitor spannungsabhängiger neuronaler Kaliumkanäle. Fampridin erhöht die Leitfähigkeit demyelinisierter Axone, wodurch sich die neurologische Funktion verbessern kann.

Zoom Image
(Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf/Grafiker: F. Schroeteler)

Grundlage für die Zulassung sind 2 multizentrische, randomisierte und placebokontrollierte Phase-III-Studien [ 1 ], [ 2 ], sagte Professor Bernd Kieseier, Düsseldorf. Bei denjenigen Patienten, die in den beiden Studien auf Fampridin ansprachen (Responder), konnte die Gehfähigkeit um etwa 25 % und unter der Therapie mit Placebo um 4,7 % bzw. 7,7 % verbessert werden.

Wie sich weiter zeigte, trat die Wirksamkeit, gemessen mit dem 7,6-Meter-Gehtest, bei den Respondern nach zirka 2 Wochen ein. Als Responder wurden Patienten definiert, die in mindestens 3 von 4 Gehtests unter Fampridin eine höhere Gehgeschwindigkeit erreichten als beim besten von 5 Tests ohne Einnahme von Fampridin. Laut Kieseier gab es bisher keine zugelassenen medikamentösen Therapieoptionen speziell zur Verbesserung der Gehfunktion.

Wie PD Dr. Mathias Mäurer, Bad Mergentheim, ausführte, ist Fampridin unabhängig von der Verlaufsform der MS klinisch wirksam. Bis zu 43 % der Patienten sprachen auf die Behandlung an. Fampridin kann als Monotherapie oder in Kombination mit Basistherapeutika und Natalizumab angewendet werden. In den Studien erhielten die meisten Patienten (63 %) Fampridin in Kombination mit Interferonen, Glatirameracetat oder Natalizumab. Sicherheitsrelevante Wechselwirkungen traten in den Studien nicht auf.

Fampridin wird oral zweimal täglich im Abstand von 12 Stunden in einer Dosierung von 10 mg eingenommen. Eine Dosisvergleichsstudie belegt, dass das Medikament in dieser Dosierung bei einem günstigen Verträglichkeitsprofil die gleiche Wirksamkeit hat wie bei höheren Dosierungen [ 3 ].

Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt am Main

Quelle: Launch-Pressekonferenz Fampyra®. "Leben in Bewegung: Erstes Medikament zur Verbesserung der Gehfähigkeit bei Multipler Sklerose ab sofort verfügbar", September 2011 in Hamburg, Veranstalter: Biogen Idec GmbH