Pneumologie 2012; 66 - V326
DOI: 10.1055/s-0032-1302536

Lungenkrebsrisiko durch Quarzstaub im Steinkohlebergbau

U Manuwald 1, X Baur 1
  • 1Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, Hamburg

Einleitung:

Quarzstaub ist von der IARC als gesichertes Kanzerogen (Gruppe I) eingestuft worden.

In Deutschland wird Lungenkrebs in Zusammenhang mit einer Exposition gegenüber Quarzstaub bei bestehender Silikose (BK Nr.4101) oder Silikotuberkulose (BK Nr.4102) als Berufskrankheit anerkannt (BK Nr.4112), allerdings nicht bei Steinkohlebergleuten.

Anhand einer Literaturauswertung (Zeitraum 2000 bis 2011) überprüfen wir, ob das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken bei Steinkohlebergleuten mit und ohne Silikose oder Silikotuberkulose erhöht ist.

Methodik:

Neben der PubMed-Suche wurden die Referenzlisten der durch die PubMed-Suche identifizierten Artikel nach zusätzlich relevanten Publikationen durchsucht. Darüber hinaus wurde im eigenen Archiv eine Handsuche durchgeführt.

Ergebnisse:

Das Lungenkrebsrisiko durch alveolengängigen Quarzstaub ist auch bei Kohlebergleuten mindestens verdoppelt, wenn eine radiologisch diagnostizierte Kohlebergarbeiter-Pneumokoniose vorliegt; dies gilt sowohl für Raucher als auch für Nichtraucher.

Es gibt Hinweise auf Dosis-Wirkungs-Beziehungen in Bezug auf das Lungenkrebsrisiko, auch wenn keine Silikose vorliegt. Allerdings stützt sich diese Aussage auf nur eine nach 2000 veröffentlichte Studie (Brüske-Hohlfeld et al. 2000), ein Mischkollektiv von Kohlebergarbeitern, Arbeitern in der Brikettproduktion und Kokereiarbeitern. Die ermittelten OR sind dabei signifikant erhöht. Dagegen ist in Mortalitätsstudien die SMR oftmals verringert gegenüber der Allgemeinbevölkerung.

Diskussion:

Der Quarzanteil bestimmt offensichtlich im Wesentlichen die Kanzerogenität von Steinkohlegrubenstaub.

Zu berücksichtigen ist, dass im Steinkohlebergbau neben Quarzstaub Confounder wie Beimengungen von kanzerogenen PAKs, Arsen, Kalkspatgehalt, Radon, Dieselabgase, welche sich häufig gegenseitig beeinflussen und ebenfalls ein kanzerogenes Potential aufweisen, auftreten können.