Pneumologie 2012; 66 - V259
DOI: 10.1055/s-0032-1302555

Intubationsvermeidung bei Patienten mit akutem hyperkapnischem Versagen durch extrakorporale CO2-Eliminierung

S Kluge 1, S Braune 1, M Engel 2, A Nierhaus 1, D Frings 1, H Ebelt 3, A Uhrig 4, N Suttorp 4, S Rosseau 4
  • 1Klinik für Intensivmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 2Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, Klinikum Bogenhausen
  • 3Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Halle (Saale)
  • 4Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie Charité, Universitätsmedizin Berlin

Hintergrund: Patienten mit akuter hyperkapnischer respiratorischer Insuffizienz und vorbestehender Lungenerkrankung haben bei Versagen der nichtinvasiven Beatmung und nachfolgender Intubation eine eingeschränkte Prognose. Prinzipiell kann durch eine extrakorporale Lungenunterstützung auch bei wachen Patienten eine CO2-Eliminierung erreicht und damit die Intubation vermieden werden.

Methodik: Im Rahmen einer multizentrischen retrospektiven Beobachtungsstudie wurde der Stellenwert einer extrakorporalen CO2-Eliminierung (interventional lung assist=iLA) zur Intubationsvermeidung an 4 Zentren untersucht. Eingeschlossen wurden alle Patienten die im Zeitraum von 1/2007–12/2010 mit akuter hyperkapnischer respiratorischer Insuffizienz bei vorbestehender Lungenerkrankung aufgenommen wurden und bei denen nach Versagen der nichtinvasiven Beatmung Intubationskriterien vorlagen.

Ergebnisse: 21 Patienten (10Männer, 11 Frauen, medianes Alter 58 Jahre) konnten in die Analyse eingeschlossen werden. Der durchschnittliche PaCO2 Wert konnte durch den Einsatz des Systems innerhalb von 24 Stunden von 85,9+/-18,8mmHg auf 53,6+/-11,6mmHg (P<0,001) abgesenkt werden. Der pH-Wert betrug initial 7,26 +/- 0,1 und 7,43 +/- 0,06 (P<0,001) nach 24 Stunden. Bei 19 der 21 Patienten (90%) konnte durch die extrakorporale Lungenunterstützung eine Intubation verhindert werden. Das 28-Tage und 6 Monats-Überleben betrug 76% und 67%. Die Implantationsdauer betrug im Median 6 Tage (range 1–116). Bei zwei Patienten traten Blutungskomplikationen auf. Weitere Komplikationen wie Infektionen, Hämolyse, Luftembolien, Thromboembolien oder periphere Durchblutungsstörungen wurden nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: Diese Studie legt den Schluss nahe, dass bei ausgewählten Patienten durch den Einsatz einer extrakorporalen Lungenunterstützung mit CO2-Eliminierung eine Intubation und invasive Beatmung bei Patienten mit akuter hyperkapnischer respiratorischer Insuffizienz verhindert werden kann.