Pneumologie 2012; 66 - V294
DOI: 10.1055/s-0032-1302715

Beziehungen zwischen maximaler Ergometerleistung und 6-Minuten-Gehtest – Ist eine Prädiktion von Wmax bei Patienten mit pneumologischen Erkrankungen möglich?

U Ochmann 1, J Kellberger 1, N Kotschy-Lang 2, W Raab 3, D Nowak 4, RA Jörres 1
  • 1Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 2BG-Klinik für Berufskrankheiten, Falkenstein
  • 3Berufsgenossenschaftliche Klinik für Berufskrankheiten, Reichenhall
  • 4Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der LMU München Comprehensive Pneumology Center

Hintergrund:

Bei Patienten mit pneumologischen Erkrankungen wird die Trainings-Ausdauerbelastung anhand der maximalen Leistungsfähigkeit (Wmax) berechnet. Die Möglichkeit, Wmax aus dem 6-Minuten-Gehtest vorherzusagen, wurde verschiedentlich in der Literatur beschrieben. Wir stellten uns die Frage, welche Verlässlichkeit eine solche Beziehung unter qualitätsgesicherten Alltagsbedingungen bei einem heterogenen Kollektiv von Patienten mit pneumologischen Berufserkrankungen hat.

Methode:

Hierzu wurden die Daten der Eingangsuntersuchungen von 255Männern mit pneumologischen Berufserkrankungen (104 Asthma, 69 Asbestose, 42 Silikose, 40 COPD) als Teilkollektiv einer Studie zu Langzeiteffekten einer stationären Rehabilitation in den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bad Reichenhall und Falkenstein ausgewertet.

Ergebnisse:

Es fand sich eine signifikante Beziehung (r=0,51, p<0,05) zwischen 6-Minuten-Gehstrecke (MW 502 Meter, Bereich 230–760) und Wmax (MW 112 Watt, Bereich 40–230), ohne systematische Unterschiede zwischen den Diagnosen. Darüber hinaus korrelierten Beinkraft (r=0,43) und Handkraft (r=0,38) signifikant mit Wmax. Die Hinzunahme von physikalischen Parametern bzw. die Kombination von bis zu 8 Prädiktoren bewirkten nur relativ geringe Verbesserungen der Vorhersagekraft; die maximale Gesamtkorrelation betrug 0,68. In allen Fällen lag die Standardabweichung des vorhergesagten Wmax im Bereich von±30 Watt, mit um mindestens den Faktor 2 größeren 95%-Prädiktionsbereichen.

Schlussfolgerung:

Verglichen mit den an kleineren Kollektiven beschriebenen guten Korrelationen zwischen Gehstrecke und maximaler Leistungsfähigkeit zeigen unsere Daten eine wesentlich schwächere Beziehung. Daher erscheint eine verlässliche Vorhersage der individuellen Leistungsfähigkeit anhand des Gehtests im mittleren Bereich der Werte, d.h. bei der Mehrzahl der Patienten, nicht möglich und die Ergometrie nicht zu ersetzen.

Mit Unterstützung der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)