Pneumologie 2012; 66 - P317
DOI: 10.1055/s-0032-1302828

Angiopoietine als Biomarker bei schwerer Pneumonie

AK Neuhauß 1, B Gutbier 1, N Weißmann 2, TJ Mitchell 3, H Schütte 1, N Suttorp 1, M Witzenrath 1, CAPNETZ Study Group 4
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin
  • 2Med. Klinik II, Excellence Cluster Cardiopulmonary System, Gießen
  • 3Glasgow Biomedical Research Centre, University Of Glasgow
  • 4CAPNETZ Stiftung

Endotheliale Permeabilität kann im Verlauf der schweren Pneumonie durch inadäquate Erreger-Wirts-Interaktion entstehen und zum akuten Lungenversagen (ALI) führen. Die Angiopoietine Ang-1 und Ang-2 spielen bei Inflammation und Permeabilität eine zentrale Rolle. Ang-1 reduziert endotheliale Inflammation, während Ang-2 die Wirkung inflammatorischer Stimuli auf das Endothel verstärkt. Im Mausmodell der Pneumokokkenpneumonie hatten wir beobachtet, dass exogenes Ang-1 das akute Lungenversagen bei schwerer Pneumonie attenuiert und Vorbehandlung mit spezifischer siRNA gegen Ang-2 die Pneumolysin (PLY)-induzierte Permeabilität in isoliert perfundierten und ventilierten Mauslungen vermindert (DGP 2011). Die vorliegende Studie untersucht systematisch Serumspiegel von Ang-1 und Ang-2 bei Patienten mit schwerer Pneumonie.

Serum hospitalisierter Patienten mit letaler (n=58) und nicht-letaler (n=42) Pneumonie (CRB65 3–4; CAPNETZ) sowie gesunde Kontrollen (n=45) wurden mittels Ang-1- und Ang-2-ELISA untersucht. An humanen umbilikalvenösen Endothelzellen (HUVEC) wurde die Ang-2-Bildung nach PLY-Stimulation quantifiziert, sowie die Wirkung von Ang-2 auf die endotheliale Barriere analysiert.

Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung hatten Patienten mit letaler Pneumonie höhere Ang-2 Serumspiegel, als Patienten mit nicht-letaler Pneumonie. Ang-2-Serumspiegel korrelierten mit der Procalcitoninkonzentration. PLY, ein wichtiger Pathogenitätsfaktor von Streptococcus pneumoniae, erhöhte die Freisetzung von Ang-2 aus HUVEC. Ang-2 verursachte an HUVEC-Monolayern eine kurzfristige Permeabilitätssteigerung.

Die aktuellen und früheren Ergebnisse unserer Gruppe weisen darauf hin, dass Angiopoietine eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Lungenversagens bei Pneumonie spielen könnten. Weitere Untersuchungen an größeren Patientenkollektiven könnten Ang-2 als Biomarker zur Risikostratifizierung bei Pneumonie validieren.

Unterstützt durch SFB/TR84, C6