Zusammenfassung
Die Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste neurologische Erkrankung des jungen Erwachsenenalters
und führt im Erkrankungsverlauf häufig zu schwerwiegenden und bleibenden Behinderungen.
Zu Beginn der Erkrankung stehen autoimmun-entzündliche Prozesse im Vordergrund, die
zur Demyelinisierung von Axonen im ZNS führen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung
schließt sich nach mehreren Jahren in der Regel eine neurodegenerative Phase mit irreversiblem
Verlust von Axonen und Neuronen an, die klinisch gekennzeichnet ist durch bleibende
oder fortschreitende neurologische Defizite. Neuere Erkenntnisse weisen jedoch daraufhin,
dass insbesondere die axonale Schädigung bereits in einer frühen Phase der MS auftritt
und hierdurch der weitere Erkrankungsverlauf mitbestimmt wird. Die meisten der neuen
Medikamente zur Behandlung der MS haben immunmodulatorische oder immunsuppressive
Therapieansätze und konnten ihre Wirksamkeit insbesondere in frühen Erkrankungsphasen,
in denen autoimmun-entzündliche Prozesse im Vordergrund stehen, unter Beweis stellen.
Um eine adäquate und erfolgreiche Therapie der MS zu initiieren, ist demnach die möglichst
rasche Diagnosestellung von großer Bedeutung. Die Erstdiagnose der MS kann heute mithilfe
der revidierten McDonald Diagnosekriterien bereits früh im Verlauf der Erkrankung
gestellt werden, prinzipiell schon beim ersten Schub. Eine Vielzahl von Krankheitsbildern
können jedoch insbesondere zu Erkrankungsbeginn ähnliche Symptomkomplexe und bildmorphologische
Korrelate aufweisen und so die Diagnosestellung der MS erheblich erschweren. In der
folgenden Übersichtsarbeit werden daher Erkrankungen vorgestellt, die in ihrer klinischen
Präsentation oder auch durch die Befunde der laborchemischen, elektrophysiologischen
oder bildgebenden Untersuchungen, eine MS vortäuschen können und daher als wichtige
Differenzialdiagnosen in Betracht gezogen werden sollten.
Abstract
Multiple sclerosis (MS) is the most frequent neurological disease in young adults
and often leads to severe and permanent disabilities in the further course of the
disease. In the initial stage of the disease autoimmune-inflammatory processes predominate
and lead to demyelination of axons in the CNS. In the further course of the disease
a neurodegenerative phase with an irreversible loss of axons and neurons usually follows
after several years; this is characterised clinically by persistent or progressive
neurological deficits. However, recent research results suggest that especially the
axonal damage already occurs in an early phase of MS and that this determines in part
the further course of the disease. Most of the new drugs for the treatment of MS have
immunomodulatory or immunosuppressive therapeutic actions and have proven their efficacy
particularly in the early phase of the disease when autoimmune-inflammatory processes
dominate. In order to initiate an adequate and successful therapy it is of great importance
that the diagnosis of MS is made as early as possible. According to the revised McDonald
criteria (2010) the diagnosis of MS can today be made early in the course of the disease,
in principal after the first exacerbation. However, many clinical entities may exhibit
similar symptoms or findings on MRI imaging, which makes the diagnosis difficult,
especially at the start of the disease course. In the present review we discuss diseases
that can mimick MS based on their account of their clinical presentation or through
the findings of laboratory chemical, electrophysiological examination and thus must
be considered as important differential diagnoses.
Schlüsselwörter
Multiple Sklerose - Differenzialdiagnose - Mimicks - Diagnose - Neuroimmunologie
Keywords
multiple sclerosis - differential diagnosis - mimicks - diagnostics - neuroimmunology