manuelletherapie 2012; 16(01): 1
DOI: 10.1055/s-0032-1304750
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Viele der bekannten SIG-Tests sind Jahrmarkt-Tests

J. Bessler
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Publication Date:
22 February 2012 (online)

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Johannes Bessler aus Dossenheim ist Manualtherapeut-OMT (AGMT) und Master of Manual Therapy (UWA/Perth). Als Mulligan-Instruktor ist er seit 2002 international, seit 2010 auch an verschiedenen Hochschulen in Deutschland und der Schweiz tätig. Er arbeitet klinisch in einer Praxis in Heidelberg mit Spezialisierung auf die Behandlung muskuloskeletaler und kraniofazialer Patienten. Seit 2006 gehört er dem Herausgeberteam an.

„Das SIG ist das wichtigste Gelenk im Körper“, so hörte ich es Anfang/Mitte der 90er-Jahre in einer Weiterbildung. Einige Zeit später sagte mein damaliger Lehrer Heiko Dahl während meiner OMT-Ausbildung, viele SIG-Tests gehörten eher in die Kategorie „Jahrmarkt-Tests“, nämlich alle, die auf Palpation von Bewegung oder Stellungsveränderungen im SIG beruhen, darunter so beliebte Tests wie Vorlauf, Rücklauf oder Derbolowsky.

Auch heute noch basieren viele Diagnosen und Verlaufsdokumentationen auf Palpationstests. In unserer neuen Schwerpunktrubrik lesen Sie in dieser Ausgabe, dass diese nicht reliabel sind und damit ihre Aussagekraft eingeschränkt ist. Mal sehen, wie lange es dauert, bis sich die nachgewiesen reliablen Testverfahren für das SIG in der medizinischen Praxis durchsetzen und die „Jahrmarkt-Tests“ ersetzen. Bekanntlich dauert es durchschnittlich 17 Jahre, bis sich eine neue effektive Methode in der Medizin etabliert hat, aber im Schnitt 44 Jahre, bis Nichtbewiesenes als solches erkannt wird [1].

In der englischsprachigen Literatur ist vom Sacroiliac Joint die Rede. Zur Angleichung an internationale Nomenklaturstandards verwenden wir daher den Begriff Sakroiliakalgelenk (SIG).

Mark Laslett, ein weltweit anerkannter Experte auf dem Gebiet der SIG-Tests, gibt in seinem Artikel einen Überblick über die vorhandene Literatur und erklärt, welche SIG-Tests wirklich wichtig sind. Er hat dieses Update seines 2009 bei uns erschienenen Artikels speziell für die 1. Ausgabe der „neuen“ manuelle therapie geschrieben. Darauf sind wir ziemlich stolz. Zum Schwerpunktthema tragen auch Arne Vielitz mit seiner Bachelor-Arbeit zur Evidenz der SIG-Tests sowie Georg Supp mit einem ausgezeichneten Praxisartikel bei.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit der 1. Ausgabe der manuelle therapie mit neuem Konzept und neuem Gewand! Wir, die Herausgeber, sind gespannt auf Ihr Urteil. Wir freuen uns über Lob und Kritik.

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  • Literatur

  • 1 Contopoulos-Ioannidis DG, Alexiou GA, Gouvias TC et al. Life cycle of translational research for medical interventions. Science 2008; 321: 1298-1299