Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Ein 65-jähriger Patient mit bekannter, fortgeschritten knöchern durchbauter Spondylitis
ankylosans (AS) stellte sich in der internistisch-rheumatologischen Akutklinik mit
anhaltenden Schmerzen in der rechten Schulter und im Nacken mit Bewegungseinschränkung
des rechten Armes vor – in möglichem Zusammenhang mit einem Sturzereignis vor einer
Woche. Bei der körperlichen Untersuchung fielen neben der generalisierten AS-bedingten
Bewegungseinschränkung von Wirbelsäule und Thorax eine klopfschmerzhafte hyperkyphosierte
Halswirbelsäule (HWS) auf, die Muskulatur in diesem Bereich war verhärtet und die
Abduktion der rechten Schulter eingeschränkt.
Untersuchungen: Konventionelle Röntgenaufnahmen sowie MRT und CT zeigten eine hochgradige Instabilität
der HWS mit Kompressionsfraktur des HWK 5, Abriss der dorsalen und ventralen Bandstrukturen
sowie ventraler Dislokation von HWK 4 mit sagittalem Versatz (Typ-C-Fraktur nach AO).
Diagnose, Therapie und Verlauf: Wegen der erheblichen Verletzungen wurde noch am Aufnahmetag eine ventrale Korporektomie
mit Wirbelköperersatz von HWK 5 und ventraler Plattenosteosynthese von HWK 3 bis 7
inklusive einer zweizeitigen dorsalen transpedikulären Fusion dieses Bereichs durchgeführt.
Während der Untersuchungen entwickelte sich klinisch ein beginnendes Querschnittssyndrom
mit neurologischer Symptomatik an allen vier Extremitäten. Nach komplikationsloser
Operation und Frührehabilitation konnte der Patient schmerzfrei unter geringer Analgetika-Medikation,
aber mit residueller Teilparese des rechten Armes in die Anschlussheilbehandlung entlassen
werden.
Folgerung: Vor allem AS-Patienten mit weitgehend ankylosierter Wirbelsäule sind gefährdet, nach
geringen Traumen Wirbelsäulenverletzungen zu erleiden. Deshalb ist es wichtig, sie
bei anhaltenden Rückenschmerzen auch nach scheinbaren Bagatellunfällen einer großzügigen
bildgebenden Diagnostik zu unterziehen.
Abstract
History and admission findings: A 65-year-old patient with longstanding ankylosing spondylitis (AS) complained of
persistent pain in the right shoulder and the neck; elevation of the shoulder was
impaired. The symptoms had started a week before admission after a fall. Physical
examination revealed generally decreased mobility of an already hyperkyphotic cervical
spine (CS) and decreased thoracic excursion. The paravertebral muscles were stiff.
Clinical investigations: Because of the trauma extensive imaging procedures with conventional radiographs,
magnetic resonance imaging (MRI) and computed tomography (CT) of the CS were performed.
These showed a compression fracture of C5, detachment of the dorsal and ventral ligaments
and a ventral dislocation of C4 with dislocation (Type C fracture).
Treatment and course: After immediate consultation of the cooperating center for spinal surgery corpectomy
of C5 and ventral fusion of C3–7 were performed on the same day, together with a dorsal
transpedicular fusion. During the imaging procedures symptoms of a beginning paraplegia
occurred. After successful surgery and early postoperative rehabilitation, the patient
was discharged to an in-patient rehabiltation unit. At discharge, there was but a
slight paresis of the right arm.
Conclusion: Patients with AS and advanced spinal ankylosis are at increased risk of vertebral
fracture after minor accidents. Regardless of the initial report of clinical symptoms
it is mandatory to perform appropriate imaging procedures usually including MRI.
Schlüsselwörter
Spondylitis ankylosans - Wirbelsäulenfrakturen - Bagatelltrauma - neurologische Ausfälle
- Osteoporose
Keywords
ankylosing spondylitis - vertebral fractures - minor accidents - neurological deficit
- osteoporosis