physiopraxis 2012; 10(02): 12-15
DOI: 10.1055/s-0032-1306198
physiopolitik
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Gesprächsstoff


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Publication Date:
17 February 2012 (online)

Bürokratie im Gesundheitssystem – Umstrittene Kostenerhebung

Eine Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney sorgte zu Beginn des neuen Jahres für Gesprächsstoff in den Medien. Laut der Publikation mit dem Titel „Deutsches Gesundheitssystem auf dem Prüfstand“ betrugen im Jahr 2010 die Verwaltungskosten im öffentlichen deutschen Gesundheitssystem 40,4 Milliarden Euro. Das sind knapp 23 Prozent der Gesamtausgaben von 175,7 Milliarden Euro. Die Autoren dieser Studie sehen im Bereich der Verwaltung ein Einsparpotenzial von mindestens 13 Milliarden Euro. Pro Euro Krankenkassenbeitrag könnten demnach 8 Cent von derzeit insgesamt 23 Cent Verwaltungskosten eingespart werden.

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hingegen weist für 2010 Netto-Verwaltungskosten in Höhe von 9,48 Milliarden Euro aus, was 5,4 Prozent der Gesamtkosten entspricht. Wie erklärt sich diese Differenz? Dem Bericht von A.T. Kearney zufolge entsteht der Überhang von mehr als 30 Milliarden Euro nicht bei der GKV, sondern bei den Leistungserbringern - verursacht durch die Krankenkassen. So seien aufwendige Abrechnungsverfahren bei den niedergelassenen Ärzten oder hoher Zeitaufwand für Verwaltungstätigkeiten bei Krankenhausärzten jene Kostentreiber, die in den GKV-Zahlen nicht auftauchen. Die Zahlen des Kearney-Berichts basieren auf Rechenmodellen, in welche die Ergebnisse einer Online-Befragung von 6.000 Ärzten, Apothekern, Physiotherapeuten und Sanitätshäusern einflossen.

Der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem hält laut „Ärzte Zeitung online“ die Methodik für „ziemlich problematisch“ und spricht einer Befragung über das Portal „hippokranet.de“ jeden Anspruch auf Repräsentativität ab. Auch die Grunddaten der Studie stehen in der Kritik: Die Zahlen stimmen nicht mit der amtlichen Statistik überein. Studienautor Oliver Scheel begründet diese Unterschiede damit, sie auf Basis der offiziellen Grunddaten selbst errechnet zu haben, weil zu den Basisdaten sehr unterschiedliche Aufschlüsselungen existieren. Was nun auch immer stimmen mag: Würde die Bürokratie verschlankt werden, hätten die Ärzte und Therapeuten sicher nichts dagegen.

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Rückenschmerz

Erfolg für Spiegel

Die Titelstory „Der Stress mit dem Kreuz - Woher kommt der Rückenschmerz?“ brachte dem „Spiegel“ 393.091 Käufer an Kiosk, Supermärkten, Tankstelle und Co. Die Ausgabe war 2011 die vierterfolgreichste und hatte etwa 55.000 Einzelkäufer mehr, als der Spiegel 2011 im Durchschnitt verzeichnen konnte. Das allgemeine Interesse am Thema Rückenschmerz scheint also ungebrochen.

josc