ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2012; 121(01/02): 3
DOI: 10.1055/s-0032-1306458
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Learning by Doing

Cornelia Gins
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Publication Date:
17 February 2012 (online)

Wir haben es vermutet, wir haben es befürchtet und es ist eingetreten: das Chaos in den meisten Praxen. GOZ 2012, XML-Datei und Online-Abrechnung werden wohl zum Unwort des Jahres von den Kollegen gewählt werden. Wer wie bei der Einführung von QM im letzten Jahr gedacht hat ”take it easy“, wird sicher überrascht worden sein.

Erst kurz vor knapp kam in meiner Praxis die Wartung für mein Abrechnungssystem an. Hatte man es gewagt, in den Weihnachtsurlaub zu fahren, stand aufgrund der Konstellation der Feiertage gerade mal ein kurzes Wochenende zur Verfügung, um sich mit der Materie vertraut zu machen. Kalt erwischt wurden sicher die meisten Kollegen, die gleich am 1. Arbeitstag ein Reparaturformular ausstellen mussten. Wer versucht hat, bei der Hotline Rat und Unterstützung zu finden, landete bei der freundlichen Ansage, dass alle Leitungen belegt wären, man aber gern zurückrufe. Learning by doing ist also Trumpf. Inzwischen haben wir unsere Erfahrungen gemacht, und wenn dieses Editorial gelesen wird, ist auch die 1. Prothetik-Online-Abrechnung bewältigt worden, in Berlin online und wie gewohnt mit ”Papier“ zur Sicherheit, also Hosenträger und Gürtel.

Apropos Papier. Es werden nun Unmengen von Papier produziert: Laborauftrag + Kopie mit dieser Irrsinnsnummer, Angebot vom Labor bei Kosten über 1000 Euro (selten liegen sie darunter, also immer) + Kopie. Wird vom Patienten kein Angebot gewünscht, muss er eine Erklärung unterschreiben + Kopie. Und die Post verdient auch noch mit. Konnte früher oft direkt am Patienten ein HKP erstellt und mitgegeben werden, muss nun der Postweg bemüht werden, selten ist es ein Standardbrief. Ein flüssiger Arbeitstag sieht anders aus, auch für die Labors.

Es ist davon auszugehen, dass sich das alles einspielen wird, und wir am Ende des Jahres sagen können: geht doch. Sicher wird sich bis dahin auch der Benefit herausgestellt haben, der uns versprochen wurde. In angesagten Coaching-Seminaren wird das Leben in der Komfort-Zone gern als Hauptursache für Stagnation und latente Unzufriedenheit im Leben gesehen. Was für ein Glück für uns, dass wir gar nicht anders können, als diese Zone nun zu verlassen.

Ihre

Cornelia Gins