Pneumologie 2012; 66(06): 341-344
DOI: 10.1055/s-0032-1308908
Aktuelles
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Register „Schweres Asthma“

The German Severe Asthma Registry
S. Korn
1   Schwerpunkt Pneumologie, III. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz
,
M. Hübner
1   Schwerpunkt Pneumologie, III. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz
,
E. Hamelmann
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum
,
R. Buhl
1   Schwerpunkt Pneumologie, III. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. April 2012 (online)

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Hintergrund

Asthma ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, charakterisiert durch eine bronchiale Hyperreagibilität und eine variable und reversible Atemwegsobstruktion [1]. Trotz verbesserter Diagnostik und Therapie haben Prävalenz und Morbidität von Asthma in den letzten Jahren weltweit zugenommen. Asthma ist ein ernstzunehmendes globales Gesundheitsproblem mit ca. 300 Millionen betroffenen Menschen aller Altersgruppen in allen Ländern [2]. Asthma führt zu einer Einschränkung der Lebensqualität, die mit der Schwere des Krankheitsbildes korreliert. Die häufigen Fehlzeiten in der Schule oder am Arbeitsplatz führen in vielen Fällen zu sozialer Ausgrenzung. Vor allem Patienten mit schwerem Asthma klagen über häufige Exazerbationen, ungeplante Arztbesuche und notfallmäßige Klinikaufenthalte zur Intensivbehandlung akuter Beschwerden. Es wird geschätzt, dass weltweit ca. 250 000 Menschen jedes Jahr vorzeitig aufgrund ihres Asthmas versterben [2]. Ursächlich kommen unterschiedliche Faktoren infrage, über die sich verschiedene Asthma-Phänotypen definieren. Es liegt nahe, Asthma nicht als einzelne Entität zu verstehen, sondern als Synonym verschiedener Erkrankungen oder Symptome, die sich überlappen können. Die verschiedenen Einteilungsmöglichkeiten des Asthmas, beispielsweise nach Schweregraden, nach dem Asthmakontrollgrad, nach dem dominierenden Entzündungsmuster, in allergisch oder intrinsisch (nicht-allergisch) oder nach Triggern asthmatischer Beschwerden, spiegeln diese Heterogenität wider. Hieraus leiten sich Vorschläge zur Neudefinition der Erkrankung ab, die in erster Linie auf einer Differenzierung nach dem primär vorliegenden Asthmaphänotyp basieren [3]. Eine nicht nur klinische und funktionelle, sondern eine Einteilung der verschiedenen Subtypen nach pathophysiologischen, also z. B. allergologischen, zellbiologischen und molekularen Kriterien ist daher als unabdingbare Grundlage eines erfolgversprechenden Managements vor allem des schweren Asthmas von besonderer Relevanz [4] [5]. Ein internationales Komitee hat sich um eine einheitliche Definition des schweren Asthmas bemüht [6] und als Parameter die aktuelle Asthmakontrolle sowie bei Patienten mit unkontrolliertem Asthma das Risiko häufiger Exazerbationen und/oder unerwünschter Reaktionen auf Medikamente und/oder chronische Morbidität vorgeschlagen. Mithilfe dieser Parameter lassen sich Patienten mit schwerem Asthma drei Gruppen zuordnen: Patienten mit unbehandeltem, schwerem Asthma, Patienten mit schwierig zu behandelndem Asthma und Patienten mit therapie-refraktärem Asthma ([Tab. 1]).

Tab. 1

Definition von schwerem Asthma nach Bousquet et al. [6].

Schweres Asthma

Unbehandeltes schweres Asthma

Diese Patienten sind in entwickelten Ländern nur im Rahmen der Akutsituation bei Erstdiagnose bzw. bei Fehldiagnosen anzutreffen.

Schwierig zu behandelndes Asthma

Unkontrolliertes Asthma aufgrund nicht primär asthmaabhängiger Faktoren (beispielsweise Exposition gegenüber Umweltfaktoren, verstärkende Komorbiditäten, schlechte Compliance und/oder inadäquate Inhalationstechnik), die potenziell einer Intervention zugänglich sind.

Therapie-refraktäres Asthma

Asthma, das trotz maximaler und Leitlinien-konformer Therapie nicht kontrolliert ist, oder Asthma, das nur mit der maximalen empfohlenen Therapie zu kontrollieren ist, (≥ 2000 µg/Tag Beclomethason oder Äquivalent) und/oder täglicher Bedarf an oralen Kortikosteroiden (> 50 % des Jahres) in Kombination mit langwirksamen β2-Agonisten oder anderen Controllern [9].