Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - A37
DOI: 10.1055/s-0032-1309230

Ovarialkarzinom bei Frauen nach Kinderwunsch-Behandlung

M Stroh-Weigert 1, M Feichtinger 1, W Feichtinger 1
  • 1WIF – Wunschbaby Institut Feichtinger

Fragestellung:

Frühe Menarche, Nulli- bzw. späte Parität, genetische Faktoren und Hormonbehandlungen werden für erhöhte Inzidenzraten ovarieller Karzinome (OC) verantwortlich gemacht.

Ob der vermehrte Einsatz hormoneller Stimulationen – auf Grund weltweit steigender Inanspruchnahme reproduktionsmedizinischer Methoden (IVF) – einen Zusammenhang mit dem Auftreten ovarieller Karzinome hat, soll diese Literaturrecherche beleuchten.

Methode:

Literaturrecherche, „pubmed“: Keywords: infertility drugs, IVF, ovarian cancer.

Ergebnisse:

Jensen et al. (BMJ 2009) fanden in einer Kohorte von 54.352dänischen Frauen, die Kinderwunschkliniken zwischen 1963–1998 aufgesucht hatten, keine signifikante Erhöhung der OC-Rate.

Källen et al. (Hum. Reprod. 2010) verglichen insgesamt 24.058 schwedische Mütter, die sich von 1982–2006 in IVF-Behandlungen befunden hatten, mit dem nationalen Krebsregister. Die Berechnungen ergaben ein etwas erhöhtes Risiko (Odds-Ratio: 2,09) nach IVF-Behandlungen. Allerdings war das Risiko bereits vor einer IVF-Behandlung im selben Klientel deutlich höher (OR:3,29).

Van Leeuwen et al. (Hum. Reprod. 2011) fanden bei 19.146 Frauen (medianes follow-up: 14,7 Jahre) eine Erhöhung der Borderline-Karzinome (SIR 1,93) im Vergleich zur Gesamtbevölkerung, während das Risiko für das invasive OC nicht signifikant erhöht war.

Einige Studien zeigten eine Erhöhung der OC-Rate innerhalb des ersten Jahres nach einer IVF-Behandlung. (Erklärung: Bias durch erhöhte Aufmerksamkeit auf die Ovarien im Zeitraum einer Kinderwunschbehandlung).

Schlussfolgerung:

Schwierigkeiten, vorliegende Studien in deren Relevanz korrekt zu beurteilen, ergeben sich durch kurze Follow-up Perioden in der noch „jungen“ IVF im Verhältnis zu langen Latenzintervallen bzw. einem Alters-peak des OC bei >65 Jahren sowie geringen Fallzahlen.

Die Zusammenschau der derzeitigen Literatur scheint kein signifikant erhöhtes Gesamtrisiko für OC bei Frauen nach Kinderwunschbehandlung darzustellen, wiewohl dieses nicht gänzlich auszuschließen ist.

Möglicherweise erhöhte OC-Raten könnten auf die Indikation zur hormonellen Stimulation – die Infertilität – bzw. auf die damit zusammenhängende Nulliparität bzw. späte Mutterschaft der Frauen – zurückzuführen sein.

Weitere Studien mit längerem Follow-up werden in den nächsten Jahren erwartet.