Pädiatrie up2date 2012; 07(02): 102
DOI: 10.1055/s-0032-1309996
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Inkomplettes Kawasaki-Syndrom

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Publication Date:
22 June 2012 (online)

Die Diagnose Kawasaki-Syndrom (KS) kann gestellt werden, wenn Fieber über fünf Tage und mindestens vier der folgenden 5 klinischen Zeichen vorhanden sind: 1. bilaterale nichtpurulente Konjunktivitis, 2. zervikale Lymphknotenschwellung, 3. polymorphes Exanthem, 4. Lacklippen, Enanthem und 5. Palmo-, Plantarexanthem. Von einem inkompletten Kawasaki-Syndrom spricht man, wenn weniger als vier dieser klinischen Zeichen vorliegen. Zu diesem Krankheitsbild wurden unlängst mehrere Studien publiziert.

Sudo et al. beschäftigten sich in einer japanischen Studie mit der Häufigkeit von Koronarläsionen. Dazu wurden 23263 (!) Kinder mit Kawasaki-Syndrom untersucht: 80 % der Erkrankten (18620 Patienten) wiesen ein komplettes Kawasaki-Syndrom auf. Patienten mit der inkompletten Form des KS hatten häufiger Koronarveränderungen und bekamen seltener Immunglobuline verabreicht.

In einer anderen Studie aus Kanada (Manlhiot, C., E. Christie, et al.; Eur J Pediatr 2012, 171) wurden 955 Patienten untersucht. Dabei wurde das inkomplette Kawasaki-Syndrom bei 217 Patienten (23 %) diagnostiziert. In dieser Gruppe war das Zeitintervall zwischen Symptomen und Diagnosestellung signifikant länger und es wurde seltener mit Immunglobulinen behandelt. Es zeigte sich allerdings kein Unterschied im Hinblick auf die Entwicklung von Koronarveränderungen (beim inkompletten KS in 13 %, beim kompletten KS in 11 % der Fälle, p = 0,58).

Beide Studien zeigen, dass immerhin 20 respektive 23 % der Patienten eine inkomplette Verlaufsform aufweisen. Die unterschiedliche Rate an Koronarschäden erklärt sich offenbar damit, dass in der monozentrischen Studie aus Kanada häufiger Immunglobuline (64,2 vs. 86 %) verabreicht wurden (Forsey/Mertens; Eur J Pediatr 2012, 171).

Fazit

Die Tatsache, dass bei den inkompletten Formen des Kawasaki-Syndroms

in beiden Studien sowohl eine Diagnose- als auch eine Therapieverzögerung beschrieben wurde, sollte uns Kliniker bei der Untersuchung eines fiebernden Kindes immer wieder die Diagnose inkomplettes KS in Erwägung ziehen lassen.

Dr. med. Toni Hospach

E-Mail: mailto:A.Hospach@klinikum-stuttgart.de


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