Der Klinikarzt 2012; 41(S 01): 54
DOI: 10.1055/s-0032-1311698
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Niedermolekulare Heparine sind von Vorteil – Venöse Thromboembolien bei kardialen Erkrankungen

Further Information

Publication History

Publication Date:
04 April 2012 (online)

 

Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen haben nicht nur ein höheres Risiko für venöse Thromboembolien (VTE), sondern auch eine erhöhte Blutungsneigung unter Therapie. Worauf bei kardialen Patienten daher besonders zu achten ist, erklärt Professor Christoph Bode, Ärztlicher Direktor der Abteilung Kardiologie und Angiologie der Universitätsklinik Freiburg.

Zoom Image
Prof. Christoph Bode

? Wie häufig sind venöse Thromboembolien (VTE) bei Patienten mit kardialen Erkrankungen?

Prof. Bode: Genaue Angaben über die Häufigkeit von VTE sind aus der aktuellen Literatur nur schwer zu entnehmen. Wenn man davon ausgeht, dass etwa 2 % der akut erkrankten und hospitalisierten Patienten unter einer VTE leiden, muss das Risiko bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen als etwa doppelt so hoch angesehen werden.

? Was ist bei der VTE-Therapie dieser Patientengruppe zu beachten?

Prof. Bode: Die größte Gefahr ist das erhöhte Blutungsrisiko. Patienten mit VTE und einer kardiovaskulären Erkrankung werden oft intensiv mit Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern therapiert. Kardiale Patienten sind meist älter als andere VTE-Patienten, darüber hinaus haben sie häufiger eine eingeschränkte Nierenfunktion. Beide Faktoren erhöhen unabhängig das Blutungs¬risiko unter einer antithrombotischen Therapie zusätzlich.

? Und welche Gefahren kommen bei kardiochirurgischen und intensivmedizinischen Patienten hinzu?

Prof. Bode: Kardiochirurgische und intensivmedizinische Patienten haben durch ihre eingeschränkte Mobilität ein erhöhtes VTE-Risiko. Außerdem steigt durch operative Eingriffe zusätzlich das Blutungsrisiko. Bei intensivmedizinischen Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf können noch Verbrauchskoagulopathien und Thrombozytopenien hinzukommen. Überdies wird die Wahl des Medikaments erschwert: Die häufig parallel bestehende Niereninsuffizienz schränkt das Spektrum der unter diesen Umständen einsetzbaren Antikoagulantien ein.

? Welche Vorteile haben die niedermolekularen Heparine (NMH)?

Prof. Bode: Im Gegensatz zu unfraktioniertem Heparin unterliegen NMH keiner starken Schwankung in der Dosis-Wirkungsbeziehung, weder inter- noch intraindividuell. Somit haben sie ein vorhersagbares pharmakodynamisches Profil. Da einige Patienten zumindest zeitweise nicht in der Lage sind, oral verfügbare Substanzen einzunehmen, ist die einfache subkutane parenterale Verabreichung der NMH ein Vorteil. Außerdem vereinfacht die längere Halbwertszeit im Vergleich zu den unfraktionierten Heparinen die Handhabung und erhöht die Sicher¬heit im klinischen Alltag.

? Sie erwähnten bereits, dass viele der Patienten mit kardialen Erkrankungen und einer VTE älter sind und eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Wie lauten hier die Empfehlungen?

Prof. Bode: Die meisten NMH werden zu einem großen Teil über die Niere eliminiert. Für diese besteht bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ein Kumu¬lationsrisiko der Anti-Xa-Aktivität und damit eine erhöhte Blutungsgefahr. NMH mit einem größeren durchschnittlichen Molekulargewicht, wie Tinzaparin, werden vorrangig extrarenal eliminiert und haben daher eine geringere Kumulationsneigung. Für Tinzaparin gibt es auch eine spezifische Empfehlung zur Dosierung und Überwachung der Antikoagulation während der Hämodialyse, die in der Fachinformation angegeben ist.

Zoom Image

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Unterstützung durch LEO Pharma GmbH, Neu-Isenburg

 
  • Literatur

  • 1 Siguret V et al. Thromb Haemost 2000; 84: 800-804
  • 2 Pautas E et al. Circulation 2002; 25 (Suppl. 10) 725-733
  • 3 Strauss WE et al. Thromb Haemost 2002; Abstracts of XVIIIth ISTHCongress: P23313