Z Sex Forsch 2012; 25(3): 224-251
DOI: 10.1055/s-0032-1313176
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Affektiv und kognitiv basierte Einstellungen von Jugendlichen zu sexuellen Orientierungen

Sarah Huch
a   Didaktik der Biologie, Freie Universität Berlin
,
Detlef Urhahne
b   Institut für Pädagogik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
,
Dirk Krüger
a   Didaktik der Biologie, Freie Universität Berlin
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Publication History

Publication Date:
24 September 2012 (online)

Übersicht

Die Studie untersucht affektiv basierte Einstellungen von 1047 Jugendlichen der 8./9. Jahrgangsstufe zu sexuellen Orientierungen, ihre Einflussfaktoren sowie ihre Verbindungen zu kognitiv basierten Einstellungen. Varianz- und clusteranalytische Befunde zeigen, dass die affektiv basierten Einstellungen gegenüber gleichgeschlechtlich Orientierten kontextabhängig sind: Im sozial nahen Umfeld fällt die affektive Zustimmung geringer aus als im sozial fernen Umfeld. Mädchen haben positivere Einstellungen gegenüber homosexuellen Personen als Jungen. Aus Regressionsanalysen geht hervor, dass affektiv basierte Einstellungen durch das Kennen von homosexuellen Personen beeinflusst werden und mit bestimmten kognitiv basierten Einstellungen in Verbindung stehen. Jugendliche mit einer affektiv zustimmenden Einstellung zeigen häufiger egalitär- oder dekonstruktivistisch-orientierte Einstellungen. Dagegen zeigen Jugendliche mit einer affektiv ablehnenden Einstellung häufiger traditionell-biologistisch- oder religiös-orientierte Einstellungen. Die Ergebnisse bieten empirisch gestützte Ausgangspunkte für die Initiierung von Lernprozessen im Sinne einer Erziehung zur Vielfalt sexueller Orientierungen (Diversity Education).