Zeitschrift für Phytotherapie 2012; 33 - P09
DOI: 10.1055/s-0032-1313249

Arzneipflanzen in Schwangerschaft und Stillzeit – was ist erlaubt?

BS Falch 1, COM Canonica 2
  • 1Phytocura, Hochstr. 51, 8044 Zürich, Schweiz
  • 2Medi24– Mondial Service Switzerland AG, Bolligenstr. 54, 3006 Bern, Schweiz

Werdende und stillende Mütter sind bezüglich schulmedizinischer Medikamente oft sehr zurückhaltend, möchten sie doch ihr ungeborenes Kind oder ihren Säugling nicht unnötig gefährden. Zubereitungen aus Arzneipflanzen können hier eine willkommene Alternative sein, da Arzneipflanzen generell als nebenwirkungsärmer und verträglicher im Vergleich zu chemisch-synthetischen Präparaten gelten. Aber wie sicher sind sie wirklich?

Mit dieser Frage sind nicht nur niedergelassene ÄrztInnen und ApothekerInnen konfrontiert, sondern auch ärztliche Auskunftszentren. In der Schweiz hat sich ein solches Telekonsultationszentrum mit dem Status einer Arztpraxis daher das Ziel gesetzt, eine umfassende Datensammlung mit sinnvollen, medizinisch korrekten und hilfreichen Empfehlungen zur Anwendung von synthetischen Arzneimitteln und pflanzlichen Zubereitungen in der Schwangerschaft und der Stillzeit zu erstellen. Für den Phytotherapeutika-Bereich wurde für ca. 250 Arzneipflanzen und deren Zubereitungen (inkl. Kombinationspräparate) eine Bewertung bezüglich Unbedenklichkeit in Schwangerschaft und Stillzeit vorgenommen. Für diese Bewertungen wurde einerseits – soweit verfügbar – auf klinische, pharmakologische und toxikologische Daten (Arzneipflanzen-Monografien, Studien) zurückgegriffen [1, 2], und zum anderen wurden Praxiserfahrungen aus verschiedenen Diskussionsforen [3–8] zusammengetragen. Daraus wurde eine bezüglich Unbedenklichkeit vorsichtige Bewertung ausgearbeitet, in der auch dem Umstand Rechnung getragen wurde, dass bei einer telefonischen Auskunft nur orientierende Aussagen gemacht werden können.

Ziel ist es, dass diese Datenbank – unseres Wissens die erste, die eine Bewertung einer großen Anzahl pflanzlicher Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit beinhaltet – durch Rückmeldungen und regelmäßige Berücksichtigung von neuem wissenschaftlichen Erkenntnismaterial kontinuierlich evaluiert und ergänzt wird.

Danksagung: Die Autoren danken allen Therapeutinnen und Therapeuten, die in den Diskussionsforen ihr Erfahrungswissen eingebracht haben.

Literatur:

[1] Monografien des Committee on Herbal Medicinal Products, HMPC. www.ema.europa.eu/htms/human/hmpc/hmpcmonographs.htm

[2] ESCOP Monographs. European Scientific Cooperative on Phytotherapy. 2. ed. Stuttgart, New York: Thieme; 2003 + Supplement 2009

[3] Beer AM. Naturheilverfahren in Gynäkologie und Geburtshilfe. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 1999

[4] Casutt C, Brunner G. Phytotherapie/Teeanwendungen. In: Käppeli S. Naturheilkunde in der Schwangerschaft. Zürich: Verlag des Pflegedienstes des Universitätsspitals; 2001

[5] Dommer Schwaller J. Pharmakotherapie und Phytotherapie in der Schwangerschaft und Stillzeit. In: pharmaSuisse. pharManuel. Bern: Schweizerischer Apothekerverband; 2011: 63–103

[6] Falch B. Heilpflanzen während Schwangerschaft und Geburt. In: Reddemann R. Happy Birthday. Marburg: Renate Reddemann Verlag; 2003: 100–106

[7] Fischer H. Frauenheilbuch. München: Nymphenburger; 2004

[8] Weed SS. Naturheilkunde für schwangere Frauen und Säuglinge. 2. Aufl. Berlin: Orlanda Frauenverlag; 2000