Zeitschrift für Phytotherapie 2012; 33 - P22
DOI: 10.1055/s-0032-1313262

Zulassungen pflanzlicher Tierarzneimittel in der Schweiz 1924–2011

F Klarer 1, S Häsler 2, R Marusic-Bubenhofer 3, B Meier 1
  • 1Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Institut für Biotechnologie, Fachgruppe Phytopharmazie, Grüental, 8820 Wädenswil, Schweiz
  • 2Schweizerische Vereinigung für Geschichte der Veterinärmedizin, Mengestorfstr. 50, 3144 Gasel, Schweiz
  • 3Farmacista dipl fed ETH, fitoterapista SMGP, 6654 Cavigliano, Schweiz

Ausgangslage und Problemstellung: Zurzeit sind in der Schweiz nur noch 11 Tierarzneimittel mit pflanzlichen Bestandteilen zugelassen. Für pflanzliche Arzneimittel ist ein vereinfachtes Zulassungsverfahren möglich. Deshalb sollen durch traditionelle Anwendungsbelege anhand früherer Zulassungen günstige Rahmenbedingungen für zukünftige Registrierungen geschaffen werden.

Material und Methoden: Anhand der Veröffentlichungen der Heilmittelbehörde werden die in den Jahren 1924 bis 2011 zugelassenen Tierarzneimittel mit pflanzlichen Bestandteilen in eine Excel-Tabelle eingetragen. Erfasst werden Beginn und Ende der Registrierung, Indikation (modifizierte ATCvet Klassifikation [1]) sowie die pflanzlichen Bestandteile (Kategorisierung nach Literatur [2, 3, 4]).

Ergebnisse: Die Drogen in den erfassten 380 Zulassungen mit pflanzlichen Bestandteilen stammen von 215 verschiedenen Pflanzenarten, einer Flechte und 3 Pilzarten.

Häufigste Pflanzenarten

Nennungen

Gentiana lutea L.

105

Juniperus communis L. s.l.

88

Foeniculum vulgare Mill.

75

Trigonella foenum-graecum L.

65

Artemisia absinthium L.

59

Pimpinella anisum L.

53

Acorus calamus L.

42

Glycyrrhiza glabra L.

34

Cinnamomum camphora L.

34

Juniperus sabina L.

33

Häufigste Indikationsgebiete

Nennungen

Gastrointestinaltrakt und Metabolismus

- ohne Wirkung im Bereich Fruchtbarkeit und Milchbildung

194

- ausschließlich Wirkung im Bereich Fruchtbarkeit und Milchbildung

83

Respirationssystem

31

Häufigste Wirkstoffgruppen

Drogen

Ätherische Öle

69

Alkaloide

25

Polysaccharide

25

Zusammenfassung und Schlussfolgerung: Aus den gefundenen Tierarzneimitteln sind Hinweise für die Herstellung wirksamer pflanzlicher Mischpräparate zu erwarten. Weitere Untersuchungen empfehlen sich speziell zu den Indikationen Nachgeburtsverhalten und chronische Endometritis bei der Kuh. In diesem Krankheitskomplex werden aktuell Tierarzneimittel ohne mögliche Resistenzentwicklung von Keimen und ohne Wartefrist für die Milchablieferung gesucht [5].

Danksagung: Die Autoren danken der Paul Schiller Stiftung, Zürich, der Bristol-Stiftung, Zürich, der Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytotherapie und dem Kanton Graubünden für die großzügige Unterstützung.

Literatur: [1] WHO Collaborating Centre for Drug Statistics Methodology. Guidelines for ATCvet classification 2011. Oslo, 2011

[2] Hänsel R, Sticher O, Hrsg. Pharmakognosie – Phytopharmazie. 8. Aufl. Heidelberg: Springer; 2007

[3] Blaschek W, Ebel S et al. HagerROM 2006: Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe. Heidelberg, Berlin: Springer; 2006

[4] Flück H. Unsere Heilpflanzen: eine gemeinverständliche Beschreibung mit Angaben über Wirkstoffe, Wirkung, Anwendung, Einsammlung und Anbau. Thun: Ott; 1941

[5] Enbergs H, Sensen B. Zur Effizienz homöopathischer Behandlungen chronischer Endometritiden von Milchkühen. Praktischer Tierarzt 2007; 88: 534–543