Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_16
DOI: 10.1055/s-0032-1314448

Die Europäische PANORAMA-Studie – deutsche Kohorte: Klinische, klinisch-chemische und psychologische Charakteristika von Typ 2 Diabetikern in Abhängigkeit von der Blutzuckereinstellung

K Parhofer 1, C Bradley 2, E Eschwège 3, L Gönder-Frederick 4, D Simon 5, H Vandenberghe 6, I Wood 7, P de Pablos-Velasco 8
  • 1Klinikum der Universität München, München, Germany
  • 2University of London, London, United Kingdom
  • 3INSERM U-1018, Paris, France
  • 4University of Virginia, Virginia, United States
  • 5Hopital de la Pitiè, Paris, France
  • 6AstraZeneca, Zaventum, Belgium
  • 7Bristol-Myers Squibb, Uxbridge, United Kingdom
  • 8Dr Negrin Hospital, Las Palma University, Las Palmas, Spain

Fragestellung: PANORAMA ist eine europäische Querschnittsstudie an Typ 2 Diabetikern, welche Behandlungsmuster, Blutzuckerkontrolle und Patienten-berichtete Ergebnisse (patient reported outcomes-PRO) erfasst. In dieser Auswertung werden die Daten der deutschen Kohorte in Abhängigkeit vom HbA1c (<6,5%, 6,5–7%, ≥7,5%) dargestellt.

Methodik: Für die Studie wurden aus Deutschland 808 Patienten (älter als 40 Jahre, Typ 2 Diabetes >1 Jahr) sequentiell von niedergelassenen Ärzten rekrutiert (europaweit 5814 Patienten). Die meisten Patienten wurden außer mit Lebensstilmaßnahmen (LSM) auch mit oralen Antidiabetika (OAD) und/oder Insulin und/oder GLP1-Analoga behandelt. Zum Untersuchungszeitpunkt wurde der HbA1c bestimmt und die Patienten beantworteten verschiedene Fragebögen zur Lebensqualität (ADDQoL: Audit of Diabetes Dependent Quality of Life, DTSQ: Diabetes Treatment Satisfaction Questionaire, HFS-II: worry subscale of the Hypoglycemic Fear Survey-II, EQ-5D: EuroQol-5 Dimension).

Ergebnisse: Bei 37% (n=299) der Patienten lag der HbA1c <6,5%, bei 44% (n=353) bei 6,5–7,5% und bei 19% (n=156) ≥7,5%. Schlechter eingestellte Diabetiker (jeweils <6,5% vs. 6,5–7,5% vs. ≥7,5%) hatten eine längere Diabetesdauer (7,3±5,8 vs. 9,0±6,3 vs. 11,5±7,6 Jahre, p<0,001), einen höheren BMI (29,6±4,7 vs. 31,2±5,6 vs. 33,9±5,6kg/m2, p<0,001), mehr mikrovaskuläre Komplikationen (31,8% vs. 37,4% vs. 50%, p=0,001) und häufiger Hypoglykämien (11,0% vs. 16,7% vs. 21,2%, p=0,01). Schlechter eingestellte Diabetiker führten häufiger Blutzuckerselbstkontrollen durch (43,5% vs. 56,1% vs. 77,6%, p<0,001) und sie erhielten intensivere Behandlungsschemata (jeweils <6,5% vs. 6,5–7,5% vs. ≥7,5%): Nur LSM (25% vs. 13% vs. 4,5%, p<0,001), 1 OAD (33% vs. 31% vs. 10%, p<0,001), 2 OAD (21% vs. 20% vs. 19%, ns), 3 OAD (1,3% vs. 4,8% vs. 5,8%, p=0,02), Insulin mit/ohne OAD (15,7% vs. 28,1% vs. 58,3%, p<0,001). Bei schlechter eingestellten Diabetikern gaben die behandelnden Ärzte höhere individuelle Zielwerte an (6,3% vs. 6,6% vs. 6,9%, p<0,001) und sie schätzten die Compliance bezüglich Lebensstilmaßnahmen und medikamentöser Therapie als schlechter ein (jeweils p<0,001). Bei schlechter eingestellten Diabetikern zeigte sich eine stärkere Auswirkung des Diabetes auf die Lebensqualität (ADDQOL), weniger Behandlungszufriedenheit (DTSQ), mehr Hypoglykämieangst (HFS-WS) und ein schlechterer Gesundheitsstatus (EQ-5D) als bei gut eingestellten Diabetikern.

Schlussfolgerung: Die Auswertung zeigt, dass 63% der Patienten keine optimale Blutzuckereinstellung hatten. Die Güte der Blutzuckereinstellung war mit Patientencharakteristika (Body-Mass-Index), Arztfaktoren (individueller HbA1c-Zielwert) und der Erkrankung selbst (Diabetesdauer, komplexere Behandlungsfaktoren) assoziiert. Durch weitere Studien muss diese Assoziation weiter untersucht werden, um Strategien für eine bessere Blutzuckerkontrolle zu entwickeln.