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DOI: 10.1055/s-0032-1314583
Milde und fortgeschrittene Retinopathie bei 60214 Patienten mit Typ-2-DM: Analyse der DPV-Datenbank
Fragestellung: Neben makrovaskulären Endpunkten sind auch mikrovaskuläre Komplikationen bei Typ-2-Diabetes für Lebensqualität, Lebensdauer und Kosten relevant. Neue Therapieoptionen der diabetischen Retinopathie stellen die Frage nach Häufigkeit und Einflussfaktoren auf die diabetische Retinopathie bei Patienten mit Typ-2-Diabetes in der Routineversorgung in Deutschland.
Methodik: In der DPV-Initiative werden standardisiert, multizentrisch und longitudinal Daten zur Therapie- und Versorgungsqualität von Menschen mit Diabetes in Deutschland und Österreich erhoben. Anonymisierte Daten werden zweimal jährlich zentral für Benchmarking und Versorgungsforschung zusammengeführt. In die vorliegende Auswertung wurden 60214 Patienten mit Typ-2-Diabetes eingeschlossen, bei denen im aktuellen Behandlungsjahr eine Untersuchung des Augenhintergrundes dokumentiert worden war. Nur Patienten aus Behandlungszentren, die bei mindestens 50% ihrer Patienten eine Augenuntersuchung dokumentierten, wurden berücksichtigt (n=120). Entsprechend der Leitlinien der DDG wurden die Augenbefunde in die Kategorien „keine Retinopathie“, „nicht-proliferative Retinopathie“, „proliferative Retinopathie“ oder „Makulopathie“ eingruppiert. Die Auswertung erfolgte mit SAS Version 9.3.
Ergebnisse: Das mittlere Alter der 60214 Patienten betrug 66,8 Jahre, die Diabetesdauer 10,3 Jahre, 51,6% der Patienten waren männlich. 47835 Patienten wiesen einen normalen Augenhintergrund auf, bei 12379 bestand eine Retinopathie (20,6%). Eine proliferative Retinopathie war bei 5299 Patienten (8,8%), eine Makulopathie wurde nur bei 361 Patienten (0,6%) dokumentiert. In der Kaplan-Meier-Analyse lag nach 15 Jahren Diabetesdauer bei 22%, nach 25 Jahren bei 50% der Patienten eine Retinopathie vor. Patienten mit Retinopathie waren signifikant älter (68,7 versus 66,3 Jahre), hatten eine längere Diabetesdauer (15,3 versus 9,7 Jahre), häufiger eine Hypertonie (35% versus 27%) und häufiger einen langfristigen HbA1c >7% (60 versus 48%). In der multivariablen logistischen Regressionsanalyse waren hohes Alter, lange Diabetesdauer, männliches Geschlecht, erhöhter Blutdruck und HbA1c >7% mit der Retinopathie assoziiert. Erfreulicherweise sank die Retinopathiewahrscheinlichkeit in den letzten Jahren. Eine schwere, präproliferative/proliferative Retinopathie war mit Alter, DM-Dauer, HbA1c und Blutdruck assoziiert, die Makulopathie dagegen mit Diabetesdauer, weiblichem Geschlecht und HbA1c. Beide Komplikationen traten in den aktuellen Behandlungsjahren ebenfalls signifikant seltener auf.
Schlussfolgerungen: Diese Daten aus einer großen, aktuellen multizentrischen Studie zeigen Risikofaktoren für milde und fortgeschrittene Augenveränderungen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, belegen die Seltenheit einer diabetischen Makulopathie und unterstreichen den fortgesetzten Bedarf für Prävention und Therapie der diabetischen Augenerkrankung in dieser Patientengruppe.