Z Gastroenterol 2012; 50 - P2_14
DOI: 10.1055/s-0032-1315841

Der Ruheenergieumsatz bei Patienten mit fortgeschrittenem Tumor korreliert mit dem Ausmaß eines systemischen Inflammationssyndroms

J Arends 1, AL Dossett 1, J Stenzel 1, C Unger 1
  • 1Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Hintergrund: Patienten mit fortgeschrittener Tumorerkrankung entwickeln häufig eine chronisch aktivierte Akutphasenreaktion (SIRS, systemic inflammatory response syndrome). Gleichzeitig verlieren diese Patienten an Gewicht und zeigen Merkmale einer Mangelernährung. Wir prüften deshalb die Hypothese, dass der Energieumsatz mit dem Ausmaß der Akutphasenreaktion – gemessen am Serumspiegel des C-reaktiven Proteins (CRP) – korreliert.

Methoden: Wir analysierten retrospektiv die Untersuchungsdaten zum Ernährungszustand von 224 Tumorpatienten; diese Untersuchungen umfassten u.a. Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA, n=217) und indirekte Kalorimetrie (n=176). Wir bestimmten den Korrelationskoeffizienten für den Ruheenergieumsatz (resting energy expenditure, REE) vs. CRP. Die REE-Bestimmung erfolgte relativ zu 1) Körpergewicht, 2) fettfreie Masse (FFM), und 3) Intrazellulärvolumen (ICV).

Ergebnisse: Die Daten stammten von 122 Frauen und 102 Männern; das mittlere Alter (Bereich) betrug 59 (24–83) Jahre; der Body Mass Index (MW±SD) 21.2±4.7 kg/m2, der WHO Leistungsindex 2.1±1.0, CRP 51±58 (6-285) mg/l; Serumalbumin 32±6,7g/l; Körpergewicht 61,2±14,8kg; FFM 38,7±9,3kg; ICV 14,1±3,9kg; REE 1412±301kcal/d. REE/ICV korrelierte signifikant mit CRP (p<0,05). REE/ICV stieg um 33% für ansteigende CRP-Werte zwischen 10 und 100mg/l. Es fand sich keine Korrelation zum CRP, wenn REE-Werte relativ zum Körpergewicht oder zur FFM berechnet wurden. REE korrelierte nicht mit dem Ausmaß der Gewichtsänderung seit der Tumordiagnose.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit fortgeschrittener Tumorerkrankung kann der Energieumsatz abhängig vom Auftreten eines Inflammationssyndroms erheblich ansteigen. Bei gleichzeitig bestehender Anorexie kann dies relevant zur Entstehung einer tumor-assoziierten Mangelernährung beitragen. Ein Inflammationssyndrom sollte deshalb als zentrale Komponente des Kachexiesyndroms eingestuft und frühzeitig als wichtiges Target in das Therapiekonzept integriert werden.