Rofo 2012; 184(9): 773
DOI: 10.1055/s-0032-1318870
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Koronare MRT bei kardialer Ischämie – Ist sie der SPECT überlegen?

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Publication Date:
03 September 2012 (online)

Im Konzept der Stufendiagnostik der koronaren Herzkrankheit wird eine modifizierte Szintigrafie (SPECT) eingesetzt, um eine kardiale Ischämie zu erkennen. Diese Methode ist mit einer relevanten Strahlenexposition verbunden. Das rechtfertigt die Suche nach einer alternativen Methode des nicht invasiven Ischämienachweises. Die kardiovaskuläre MRT wurde als neues Verfahren der Ischämieerkennung zur klinischen Einsatzreife gebracht. Ihr Stellenwert gegenüber der etablierten SPECT steht nun zur Evaluierung an.

Lancet 2012; 379: 453–460

Bei 752 Patienten prüften J. P. Greenwood et al. den Aussagewert von MRT und SPECT gegenüber der Angiografie, die als Referenzmethode diente. Die Betroffenen waren aufgrund einer vermuteten Angina pectoris stationär aufgenommen worden. Bei der MRT wurden mehrere Parameter, wie z. B. Ruhe- und Stressperfusion unter Adenosin sowie die Gadolinium-Anreicherung, in die Untersuchung integriert. Der negative Vorhersagewert war bei dieser Fragestellung ein entscheidender Aspekt. Er gibt an, wie zuverlässig das Nichtvorhandensein einer kardialen Ischämie erkannt wird. Bei 39% der Patienten mit Angina pectoris konnte in der Referenzmethode eine Ischämie verifiziert werden. Die Analyse zeigte, dass die MRT diese Ischämie mit einer Sensitivität von 86,5% bei einer Spezifität von 83,4%, nachwies. Der positive Vorhersagewert der MRT lag somit bei 77,2%, der negative Vorhersagewert bei 90,5%. Die SPECT hatte eine Sensitivität von 66,5% bei einer Spezifität von 82,6%. Ihr positiver Vorhersagewert lag bei 71,4%, der negative Vorhersagewert bei 79,1%.

Fazit

Als nicht invasive Nachweismethode der kardialen Ischämie hat die multiparametrische MRT prädiktive Vorteile gegenüber der SPECT, so die Autoren. In Bezug auf Sensitivität und negativem Vorhersagewert sei die MRT der SPECT signifikant überlegen. So ergäbe sich die Möglichkeit, kardiale Ischämien auch ohne die SPECT-assoziierte Strahlenexposition mit hoher Zuverlässigkeit zu erkennen. Das Verfahren komplettiere die Stufendiagnostik der koronaren Herzkrankheit und helfe, den Einsatz der invasiven Angiografie zu limitieren.

Dr. Horst Gross, Berlin